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Die Gesundheitsteams gehen von Dorf zu Dorf

■ Seit 1986 gibt es in Uganda Aufklärungskampagnen. Mit großem Erfolg

Uganda gilt als das Modell der erfolgreichen Aids-Bekämpfung in Afrika. Seit 1993 hat die HIV-Infektionsrate der Bevölkerung nach amtlichen Angaben von 10 auf 7 Prozent abgenommen, in der Hauptstadt Kampala ist sie sogar von 30 auf 12 Prozent gesunken. In den späten 80er-Jahren, als Aids erstmals breiter in Afrika als sich schnell ausbreitende Krankheit erkannt wurde, galt Uganda noch als Epizentrum der Seuche.

Der Schlüssel zum Erfolg lag bei der Regierung. Bereits 1991 sagte Ugandas Präsident Yoweri Museveni: „Die Aids-Epidemie ist das schlimmste Gesundheitsproblem, das die Region je erlebt hat, von den Pocken vor 1900 abgesehen.“ Gleich nach seiner Machtergreifung 1986 hatte er die ersten Kampagnen ins Leben gerufen: Aufklärung über Geschlechtskrankheiten, sexuelle Praktiken und Verhütungsmethoden, Hygiene im Gesundheitswesen, Suche nach effektiven Präventions- und Behandlungsmethoden.

„In der ersten Phase des Projekts ging es um die Mobilisierung der Gemeinden“, sagte Aids-Beraterin Frances Nassuuna 1992 der taz. „Alle wurden herangezogen, um bei der Bewusstseinsbildung zu helfen: Lehrer und Ärzte, Mitglieder der Lokalverwaltung, Katecheten. In der zweiten Phase fand in den Dörfern eine detaillierte Aufklärung über Entstehung, Verbreitung und Vermeidung von Aids statt. Die Leute, die wir geschult hatten, führten uns in der dritten Phase zu den Aids-Kranken, die uns dann ihre Bedürfnisse mitteilten.“

Der Rückgang der Infektionsraten in Uganda seitdem ist ein großer Erfolg, den kein anderes afrikanisches Land in diesem Ausmaß erreicht hat. John Rwomushana, Leiter des staatlichen Aids-Bekämpfungskomitees, führt es auf drei Faktoren zurück: „Öffentliche Informationskampagnen, freie Diskussion des Themas in den Familien und kollektive Bemühungen, die Ausbreitung von Infektionen zu stoppen.“ Immer mehr andere Länder beginnen jetzt, dies zu kopieren – Tansania, Sambia, Elfenbeinküste, Senegal. In Senegal haben regelmäßige HIV-Tests bei Prostituierten dazu beigetragen, dass die Infektionsrate der Bevölkerung bei knapp über einem Prozent stagniert.

In diesem Jahr hat Ugandas Regierung zwei neue Initiativen gestartet, die ebenso bahnbrechend für Afrika sein könnten wie die Aufklärungskampagnen der frühen 90er-Jahre. Zum einen sollen Gesundheitsteams erstmals in den Dörfern von Tür zu Tür gehen und kostenlose Aids-Tests anbieten – bisher wird der HI-Virus in Afrika fast ausschließlich bei Schwangerschaftsuntersuchungen in Kliniken festgestellt, wenn es für das Kind schon zu spät ist.

Zum zweiten wurde im August an der Makerere-Universität der Hauptstadt Kampala ein Medikament erfolgreich getestet, das das Risiko der Infektion von Babies durch die Muttermilch HIV-positiver Mütter um fast die Hälfte verringert. Das Medikament Nevirapin ist 20 Mal billiger als die bisher gängige AZT-Behandlung und wirkt schneller, so dass eine Behandlung statt 1.000 US-Dollar nur noch 4 Dollar kostet.

Die Neuentwicklung hat Afrika elektrisiert. Südafrika, das an der Spitze einer internationalen Kampagne für billigere Aids-Medikamente steht, hat ein Abkommen mit Ugandas Regierung geschlossen, um die Pharmakonzerne dazu zu bringen, die neue billige Behandlungsweise auch tatsächlich flächendeckend anzubieten.

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