piwik no script img

Krisengebiete

Schon in der Vergangenheit war die Kontrolle von Wasserquellen und -reserven Motiv für Kriege – wenn auch nicht erklärtermaßen.

Am augenfälligsten ist dies im Nahen Osten: Beim Sechstagekrieg von 1967 zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarn ging es in erster Linie um Wasser. Bereits 1966 hatte Israel mit Bombenangriffen auf Pläne Syriens und anderer arabischer Staaten reagiert, den Fluss Yarmuk vor seiner Einmündung in den Jordan umzuleiten. Seit 1967 kontrolliert Israel den Oberlauf des Jordan und den Yarmuk, seit dem Nahost-Krieg von 1976 ein riesiges Grundwasserreservoir unter dem Gaza-Streifen und seit der Invasion Libanons 1982 auch den Unterlauf des Litani-Flusses von der Bekaa-Ebene bis zur Mündung im Mittelmeer.

Die Spannungen in der Region werden auch nicht dadurch gemildert, dass Israel seit Jahren weltweit eine Vorreiterrolle spielt sowohl bei der Bewirtschaftung insgesamt knapper Wasservorräte als auch bei der Erschließung neuer Quellen.

Von wachsender Brisanz sind die Wasserkonflikte zwischen den acht Anrainerstaaten des Nils, Ägypten, Sudan, Äthopien, Uganda,Kenia, Burundi, Demokratische Republik Kongo und Tansania. Äthopien würde gern seine 1902 eingegangene vertragliche Verpflichtung zum Verzicht auf den Bau von Nil-Staudämmen aufkündigen, weil es den trockenen Nordwesten des Landes (an der Grenze zu Sudan) bewässern möchte. Staudämme in Äthopien würden die Wassermenge des Nil in seinen sudanesischen und ägyptischen Abschnitten deutlich reduzieren. Sudan möchte die 1959 an Kairo gegebene Zusage korrigieren, wonach Ägypten drei Viertel des Nilwassers nutzen darf. Und Ägypten selbst hat wachsende Probleme bei der Wasserversorgung, weil das Niltal unterhalb des Nasser-Staudamms bei Assuan zunehmend versalzt.

Auch der Konflikt zwischen Syrien, der Türkei und Irak um die Nutzung der Flüsse Euphrat und Tigris spitzt sich zu. Hier liegt bereits die wesentliche Ursache für die politische und militärische Unterstützung der kurdischen Minderheit in der Türkei durch Syrien zumindest bis zum Golfkrieg 1991. In Südostasien verschärfen sich Auseinandersetzungen zwischen Vietnam, Kambodscha, Laos und Thailand um das Wasser des Mekong.

Die UNO hat weltweit 800 Flüsse identifiziert, die für jeweils mehrere Länder große Bedeutung bei der Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln (Fische) besitzen und die zum Ausgangspunkt eines militärischen Konflikts werden könnten. Rechtzeitige politische Absprachen zur Entschärfung der Spannungen sind selten. Zum Beispiel konnten sich Indien und Bangladesch nach dem Bau eines Staudamms am indischen Unterlauf des Ganges 1996 auf die Aufteilung des Flusswassers während der Trockenzeit verständigen – vorläufig. azu

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen