piwik no script img

„Anschlag auf die politische Kultur“

■ Die SPD protestiert gegen Plakate und Postkarten, doch die CDU ist sich keiner Schuld bewusst

Schon wieder müssen sich die Sozialdemokraten über ihren christdemokratischen Koalitionspartner ärgern. Kaum hat sich SPD-Chef Peter Strieder brieflich über den CDU-Plakatslogan beschwert, die Wähler sollten „Rot-Grün und PDS verhindern“ – da bringt schon die Junge Union (JU) ein Motiv heraus, das den gleichen Vorwurf noch drastischer ins Bild setzt. Ein Postkarte des CDU-Nachwuchses zeigt den SPD-Spitzenkandidaten Walter Momper neben PDS-Star Gregor Gysi. „Wer einmal lügt – dem glaubt man nicht“, lautet die Botschaft.

„Bei der CDU wundert mich schon lange nichts mehr“, kommentierte Strieder gestern die neuerliche Attacke, „sie setzt offenbar ihre Verleumdungskampagne fort.“ Die SPD habe eindeutig erklärt, dass sie kein Bündnis mit der PDS wolle. Wenn die Union wider besseres Wissen das Gegenteil behaupte, sei das „ein Anschlag auf die politische Kultur“.

In seiner Antwort auf Strieders Schreiben wies CDU-Generalsekretär Volker Liepelt am Wochenende den Vorwurf zurück, die Union wolle die SPD in die Nähe der PDS rücken. Das Plakat drücke lediglich aus, dass die CDU einerseits Rot-Grün, andererseits die PDS verhindern wolle. Es sei „entlarvend“, dass Strieder selbst eine Verbindung zwischen den beiden Aussagen herstelle. Strieder sagte dazu, mit ihrer ausweichenden Antwort gehe die CDU erneut jedem Streit aus dem Weg.

Gut möglich: Auch das Gysi-Motiv war der CDU für die eigene Kampagne offenbar zu provokant. Erst als die Unionsstrategen ablehnten, griff JU-Landeschef Thorsten Reschke zu. Mit Hilfe der Postkarte wolle sein Verband eine „argumentative Kampagne“ führe, sagte er. rab

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen