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KommentarNicht hinhalten

■ Warum es schäbig ist, über Entschädigung für eine NS-Zwangsarbeiterin zu feilschen

Hamburg will dem Bund nicht ins Handwerk pfuschen – auch wenn das noch so schlecht ist. Dafür will man einer Frau Verständnis abringen, die seit über 50 Jahren darauf wartet, dass ihr damaliges Leid als Zwangsarbeiterin endlich anerkannt wird.

Über die von Stanislawa R. geforderte Summe überhaupt zu feilschen, ist schäbig genug. 13.000 Mark hatte das Arbeitsgericht vorgeschlagen. Auf maximal 6000 Mark schien der Senat den Betrag ohnehin schon gedrückt zu haben. Jetzt soll selbst der vom Tisch sein.

Artig fügt sich Hamburg der Warnung des großen Bruders, kein Signal gegen ihn zu setzen. Dabei sollte Hamburg dringend genau das tun. Der Senat sollte klarstellen, dass man die Opfer nicht noch länger hinhalten und auf eine Bundesstiftung vertrös-ten kann, die es vielleicht eines Tages geben wird – wenn die damaligen ZwangsarbeiterInnen ohnehin gestorben sind.

Dass bereits in Nürnberg und Hannover ZwangsarbeiterInnen Entschädigung zuerkannt wurde, hat eine grundsätzliche Lösung für die anderen Überlebenden nicht verhindert, sondern diesen vielmehr den Weg zur Einzellösung bereitet. Dass der Bund sich dadurch mit Präjudizien befassen muss, sollte dessen Problem sein. Er hätte die Stiftung längst gründen können, dreiundfünfzig Jahre dürften ausreichend Zeit dafür sein.

Lehnt Hamburg den Vergleich ab, ist das natürlich eine einfache Lösung. Das Stadtsäckel bleibt unangetastet, und die Schuldigen sitzen in Berlin. Die Leidtragende jedoch, die hat für ein Hamburger Unternehmen menschenunwürdig schuften müssen. Elke Spanner

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