: Etwas mehr, die Herren? Kommt sofort
■ Senat sagt eilfertigst zu, weitere 800 Meter Landebahn für A3XX zu betonieren
Die schriftliche Anfrage war in höflichem Ton gehalten, die Antwort des Hamburger Senats ist selbstverständlich ebenfalls wohlformuliert. Und sie erfolgt eilfertigst. Wenn die Herren von Airbus Industries weitere 800 Meter Start- und Landebahn für den Riesenvogel A3XX wünschen, würde dies ohne Frage rechtzeitig zur Verfügung gestellt: „Hamburg wird zeitgerecht alles objektiv Erforderliche leisten, um den Bau des A3XX an der Elbe zu ermöglichen“. Diese „politische Zusage“ des rot-grünen Senats verkündete Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) gestern hochzufrieden.
Airbus hatte Anfang des Monats „neue Requirements“, so Mirow, erhoben. Aufgrund „eventueller Spezifikationen“ des Projekts könnte ab dem Jahr 2006 eine erneute Verlängerung der Start- und Landebahn im Dasa-Werk Finkenwerder erforderlich sein. Ob die Hansestadt so was im Angebot habe? Hamburgs Hauptkonkurrent um den Zuschlag für die Endlinienfertigung des mindestens 550-sitzigen Airbus-Jumbos, das französische Toulouse, verfüge über eine 3,5 Kilometer lange Piste, so der dezente Hinweis des zweitgrößten Flugzeugkonzerns der Welt. Im Planfeststellungsverfahren zur Erweiterung des Dasa-Werkes sind aber lediglich 2680 Meter vorgesehen.
An solchen Kleinigkeiten jedoch will der Senat das Projekt nicht scheitern lassen. Das hatte Mirows Staatsrat Heinz Giszas bereits im Dezember vorigen Jahres avisiert. In einem vertraulichen Schreiben an Airbus hatte er damals in vorauseilendem Gehorsam 3180 Meter in Aussicht gestellt (taz berichtete). Nun soll die Finkenwerder Piste über das jetzige Planfeststellungsverfahren hinaus nach Südwesten – parallel zum Mühlenberger Loch, das von der neuerlichen Standortanforderung nicht betroffen ist – auf 3500 Meter in den Rosengarten hinein verlängert werden.
Zum Glück, so Mirow, „ist das kein Naturschutzgebiet“. Natürlich müsse dennoch ein neues Planverfahren durchgeführt werden. Selbstverständlich aber würde dies erst eingeleitet, wenn Airbus sich für den Standort Hamburg entschieden habe. Und leider, räumte Mirow ein, würden dadurch weitere Kosten auf die Hansestadt zukommen, über die er sich zum jetzigen Zeitpunkt in Schweigen zu hüllen gedenke.
Die Naturschutzverbände NABU und BUND geißelten übereinstimmend „die Salamitaktik“ des Senats als „Skandal“. SPD-Fraktionschef Holger Christier hingegen „begrüßte“ diese „unvermindert ernsthaften Bemühungen“ um die A3XX-Produktion. Die GAL hingegen knirschte vernehmlich mit den Zähnen. Airbus versuche, so Fraktionschefin Antje Möller, die Konkurrenten Hamburg und Toulouse mit immer neuen Forderungen „gegeneinander auszuspielen“. Offenbar erfolgreich.
Sven-Michael Veit
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