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Lang erwartete Fortsetzung

■ Roberts & Gere sind wieder ein Paar. Garry Marshall sieht „Pretty Woman“ nun als Pretty Bride, als „Die Braut, die sich nicht traut“

Am Ende eines langen Selbstfindungsprozesses weiß Maggie Carpenter (Julia Roberts), wie sie ihre Eier am liebsten mag. Das ist einigermaßen erstaunlich, weil zuvor jedes mögliche Rezept bestimmt einmal ihre bevorzugte Zubereitungsart war; je nachdem, wie der jeweilige Mann an ihrer Seite die Eier am liebsten aß. Nun schmecken sie ihr als Eier Benedikt am besten, als Rührei mit Sauce Hollandaise auf einem Schinkentoast. Und was die Männer betrifft, weiss Julia Roberts am Ende, dass sie sie in der Person von Ike Graham am begehrenswertesten findet. Das freilich ist kaum verwunderlich. Denn Ike Graham ist kein anderer als Richard Gere.

Da ist sie also, die lang erwartete Fortsetzung der Traumpaarung Roberts/Gere. Endlich steht im Restaurant Hollywood das Erfolgsrezept wieder auf der Tageskarte. Die Lieblingspaarspeise des Publikums, gewissermaßen dessen Eier Benedikt. Serviert werden sie vom Küchenchef Garry Marshall höchstpersönlich, der ja einst mit „Pretty Woman“ jene inzwischen schon sagenhafte kulinarische Paarkreation schuf. Das Publikum wird sie wohl auch dieses Mal nicht verschmähen, wenngleich nicht sicher ist, ob es Julia Roberts, das Gelbe vom Ei in seinem komödiantisch-romantischen Sonntagsgericht, nicht am liebsten in immer neuen Zubereitungen mag.

Denn in der Zeit zwischen 1989 und 1999 bewies die Roberts, dass sie eigentlich mit jedem Zusatz prächtig gedieh. Hieß er nun Rupert Everett und stand ihr bei, die Hochzeit ihres besten Freundes zu verwinden, oder war es Hugh Grant, den sie erst kürzlich in Notting Hill traf. In dieser Situation – und besonders in Konkurrenz zu diesen Schauspielern – ist Richard Gere nicht mehr der Joker, der sticht. Und auch ein alter Routinier wie Marshall, so stellt sich heraus, kann der allzu bekannten Rezeptur hinter der „Braut, die sich nicht traut“, kein besonderes Aroma mehr geben.

Gere ist Kolumnist von USA Today, Stoff für seine bösen Glossen bietet ihm immer wieder die Frau im Allgemeinen und für das nachfolgende feel good movie natürlich die Frau im Besonderen, die Julia Roberts ist und schon drei ihrer potenziellen Ehemänner vor dem Traualtar hat stehen lassen. Da kann sich Ike genüsslich über die „männerfressende Pflanze“ auslassen, nur kostet ihn sein Schmähwort diesmal den Job. Denn Maggie wehrt sich gegenüber der Chefredaktion. Und so bleibt Ike nichts anderes übrig, als sich diese Maggie mal anzuschauen, die kurz vor ihrer vierten Hochzeit steht ...

Klar geht auch die den Bach runter. Weil Ike und Maggie doch ein Paar werden müssen. Weil sie sich zuerst hassen müssen, um sich dann lieben zu müssen. Das dürfen sie aber zunächst nicht zugeben, um es sich schließlich doch zu gestehen, wobei es prompt zu einem Missverständnis kommt. Da scheint die Sache schon beinahe tragisch zu enden. Doch weil wir uns ganz sicher sind, dass dies nicht das Ende sein kann, rafft sich Maggie zu guter Letzt noch auf, ihr Problem ernsthaft ins Auge zu fassen, und endlich kommt sie dahinter, wie sie die Eier nun wirklich mag.

Wir, die Zuschauer, sind uns da viel früher sicher. Wir hätten die Eier gerne im Glas, ein Rezept, in dem Tabasco drin ist statt Majonäse oben drauf. Aber der Pfeffer, der fehlt. Das ist auch die Schuld von Richard Gere, der arg unterspielt. Gegen dieses Manko kommt Julia Roberts' energiestrahlender Einsatz so wenig an wie ihr schönes, ansteckendes Lachen.

Brigitte Werneburg

„Die Braut, die sich nicht traut“. Regie: Gerry Marshall. Mit Julia Roberts, Richard Gere, Joan Cusack u. a., USA 1999, 115 Min.

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