piwik no script img

■ Molitor macht's nicht mehr

Christian Molitor, Spitzenkandidat der Saar-Grünen bei der Landtagswahl am 5. September, hat das Handtuch geworfen. Er müsse sich jetzt um seine berufliche Zukunft kümmern, sagte der promovierte Volkswirt. Die Grünen hatten mit 3,2 Prozent den Einzug in den Landtag mehr als nur knapp verpasst – und Molitor damit die geplante politische Karriere. Dass Hubert Ulrich – der sich mit einer Affäre um Autos, die er mit einem Rabatt für Landtagsmitglieder einkaufte, um sie dann mit Gewinn wieder zu verkaufen, selbst in Misskredit brachte – erneut die Führung der arg gerupften Partei übernehmen möchte, wollte Molitor – ein „Ulrich-Mann“ – nicht dementieren.

Gegen eine solche „fatale Entwicklung“ wollen vor allem die Frauen in der Partei „Front machen“, wie Simone Peter aus Saarbrücken, Mitglied im Landesvorstand, der taz sagte. Ulrich mit seinen „Autogeschichten“ und Andreas Pollak, der beim Diebstahl von Badematten ertappt worden war, seien schließlich mit für die verheerende Wahlniederlage verantwortlich; und auch schon für das Desaster bei den letzten Kommunalwahlen. Nur noch in acht Städten und Gemeinden des Saarlandes sind die Grünen vertreten. „Wir müssen uns jetzt von Grund auf erneuern und überall erst einmal wieder Basisgruppen aufbauen“, fordert Simone Peter. Unterstützen will sie dabei ihre Vorstandskollegin Irmgard Jochum. Die Lehrerin hatte schon in der Wahlnacht erklärt, dass die Partei jetzt ihre internen Probleme lösen müsse; sonst brauche sie sich um die externen erst gar nicht mehr zu kümmern, weil ihr dann weiter die Wähler davonliefen.

Noch immer gibt es in Saarlouis rund 800 „Schein“-Mitglieder der Partei, die bei den Grünen nur eingetreten waren, um Ulrich und seine Leute im langen Machtkampf mit den Grünen in Saarbrücken zu unterstützen. Vor der Landtagswahl war „Burgfriede“ beschlossen worden. „Jetzt geht es offenbar wieder los mit dem Gerangel“, befürchten die grünen Frauen. Sie sind die „Hahnenkämpfe“ leid. Parteitag bei den Saar-Grünen ist am 28. November. kpk

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen