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Rapider rot-grüner Riss

■ Bürgerschaftsdebatte über einspurige Magnetbahn zwischen Hamburg und Berlin

Beifall für Bürgermeister Ortwin Runde von der Opposition, kein Applaus vom Regierungspartner. Bei der Bürgerschaftsdebatte über den einspuriger Transrapid verlief der Riss durch die Koalition. Von Krach oder gar Krise wollen SPD und GAL aber nichts wissen. „Wenn der Bund entscheidet, dass der Transrapid kommt, werden wir in Hamburg selbstverständlich kooperieren“, sagte gestern der grüne Verkehrsexperte Martin Schmidt in der Aktuellen Stunde.

Auch wenn er das ganze Projekt für puren Unfug hält. Zu teuer, längere Fahrtzeit, unrentabler Betrieb – Schmidt zählte noch einmal auf, warum seine Fraktion einen einspurigen Transrapid grundlegend ablehnt. Die Bahn solle vielmehr ihre „jahrelange Berlinblockade“ aufgeben und die bestehenden Verbindungen zwischen Hamburg und der Hauptstadt ausbauen, anstatt auf die Transrapid-Technologie zu setzen: „Wir sollten den Bund nicht ermutigen, sinnlos Geld auszugeben.“

Die SPD steht dagegen noch treu und fest zu dem Milliardenprojekt. „Man soll den Transrapid nicht beerdigen, solange noch die Chance besteht, ihn am Leben zu halten“, gab Barbara Duden (SPD) Durchhalteparolen aus. Und Bürgermeis-ter Runde formulierte: „Wenn der Transrapid nicht kommt, kommt erst einmal lange nichts.“ Eine ICE-Strecke zwischen Hamburg und Berlin würde erst nach einem Vorlauf von acht bis zehn Jahren wieder aufgenommen, sofern die Magnetschwebebahn gescheitert sei. Soviel Zeit habe die Stadt nicht, höchstens der Regenbogen, „weil der in acht bis zehn Jahren im politischen Leben nicht mehr existent sein wird“.

Für solche Sprüche gibt es Beifall von der Union, die in dieser Frage ohnehin nicht die Sozialdemokraten, sondern die Grünen auf dem Kieker hat. „Für die GAL ist der Transrapid ein negatives Statussymbol“, betont CDU-Fraktionschef Ole von Beust. Da die Grünen, wie er genüsslich ausführt, „sonst überall eingeknickt sind, vom A3XX bis zur Hafenerweiterung, müssen sie hier eben Flagge zeigen“. Für von Beust ist klar: „Selbst wenn der Transrapid dreispurig käme und nur halbsoviel kostet, würde die GAL ihn ablehnen.“

Peter Ahrens

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