Baby Celina ist wieder da!

■  Vier Tage nach seinem Verschwinden ist das Neugeborene wieder aufgetaucht. Die Polizei fand es bei einer Frau in Grunewald. Sie wollte damit ihren Ex-Freund ärgern

Ein Ereignis, das zu Herzen geht.“ Mit diesen Worten eröffnete gestern ein Polizeisprecher die Pressekonferenz zum „Fahndungserfolg im Fall der verschwundenen Celina“. Das Baby Celina Chantal war am vergangenen Freitag drei Tage nach seiner Geburt aus dem Kinderzimmer des Krankenhauses Friedrichshain verschwunden. Seit Montag war eine elfköpfige Sonderkommission „nahezu pausenlos“ im Einsatz.

Am Dienstag abend kam der entscheidende Hinweis: Eine 21-jährige Berlinerin machte konkrete Angaben über den Aufenthaltsort des Neugeborenen und bei wem es sich befindet, sagte Kriminaloberrätin Elke Plathe. Bei einer Wohnungsdurchsuchung in Grunewald fand die Polizei das Baby in der Obhut einer Bekannten der Anruferin, einer 22-jährigen, ledigen Berlinerin. Gestern wurde sie dem Haftrichter vorgeführt.

Nachdem die Eltern das Baby erkannt haben, geht die Polizei „mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ davon aus, dass es sich um Celina handelt. Endgültige Sicherheit sollen eine Blutprobe und eine genetische Untersuchung bringen. Das Kind war nach Angaben von Plathe „unverletzt und ordentlich genährt“. Wegen einer Nabelinfektion wird es jetzt in der Charité behandelt.

Zu den Motiven der 22-jährigen Frau äußerte sich Kriminalhauptkommissarin Gina Graichen: Aus Ärger über ihren Ex-Freund, von dem sie ein Kind wollte, der inzwischen aber eine neue Freundin hat, hat sie eine Schwangerschaft vorgetäuscht, indem sie sich unter anderem ein Kissen in die Hose gestopft hat. Nachdem sie sich zuerst auf Juli und August als Entbindungstermin „versteift“ hatte, habe sie Bekannten und Verwandten gegenüber angegeben, sich verrechnet zu haben, und sei dann im September „in die Zwangslage“ gekommen, ein Kind präsentieren zu müssen. Den Zustand der Frau beschrieb Graichen als „desolat“: „Die Ereignisse sind über ihr zusammengestürzt.“

Blieb noch die vorwurfsvolle Frage einer Redakteurin der BZ – die wie auch die Bild tagelang bei den Eltern Cindy und Frank auf dem Sofa gesessen und großformatige Celina-Fotos gedruckt hatte –, warum sich die Bekannte nicht früher gemeldet habe? Die Frau hatte schlicht keine Zeitung gelesen! Erst am Dienstagabend hatte sie nach Angaben von Kriminaloberrätin Plathe ein Foto von Celina gesehen und da sei ihr aufgefallen: „Das ist ja das Kind, das ich auf dem Arm hatte.“ B. Bollwahn de Paez Casanova