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Autos gehen in Deutschland immer

■ Wirtschaftsforscher: Aufschwung in Europa lässt auf sich warten

Berlin (taz) – Ein winziges Licht sieht das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) für die Konjunktur in den Ländern, die an der Europäischen Währungsunion (EWU) beteiligt sind. Das Wirtschaftswachstum habe sich seit Jahresbeginn ein wenig beschleunigt, heißt es im jüngsten Wochenbericht. Mit nun rund 1,8 Prozent gegenüber 2,8 Prozent für 1998 könne aber von einem „dynamischen Aufschwung“ weiterhin nicht die Rede sein. Und auch die Arbeitslosenquote verbesserte sich nur geringfügig. EU-weit seien immer noch 10,3 Prozent aller Erwerbslosen ohne Arbeit.

Dabei wiesen die Forscher jedoch darauf hin, dass es erhebliche Unterschiede bei den einzelnen Mitgliedsländern gibt, die sich insbesondere bei den Konsumausgaben niederschlagen. Diese sind nach dem immer noch wichtigsten Faktor Export Hauptantriebskraft für die Konjunktur. „Ein befriedigendes gesamtwirtschaftliches Wachstum“, so das DIW, ist „wesentlich von der Binnennachfrage abhängig.“ Der Bericht belegt dies: In den Ländern mit der stärksten Konsumentwicklung wird tatsächlich mehr investiert.

Besonders angezogen haben die Ausgaben in den Niederlanden und Spanien. In den Niederlanden hat der private Konsum seit Mitte 1997 um rund 9,5 Prozent zugenommen – deutlich mehr als im EWU-Durchschnitt, der bei 6 Prozent liegt. Gleichzeitig ist die ohnehin niedrige Arbeitslosenquote auf 3,3 Prozent gesunken.

Ähnlich dynamisch sehen die Forscher die spanische Entwicklung, wo niedrigere Einkommenssteuern die Nachfrage belebt hätten. Auch hier hat sich die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt niedergeschlagen. Seit Anfang 1997 sank die Quote von 21 auf – immer noch hohe – 16 Prozent.

Während auch in Ländern wie Irland und Portugal real mehr konsumiert wurde, kann von den Großen nur Frankreich mithalten.

Deutschland und Italien dagegen drücken den Schnitt – hier stieg der Konsum seit 1997 nur um 4 Prozent. In Italien ist das nach Ansicht der Forscher auf die rigide Fiskalpolitik zur Einhaltung der Maastricht-Kriterien, in Deutschland vor allem auf den labilen Arbeitsmarkt zurückzuführen. Ein Fakt allerdings verwunderte sie: Die Nachfrage nach Pkw stieg im Vergleichszeitraum in Deutschland um 20 Prozent.

Beate Willms

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