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Digitales Netz für Osterholz Tenever

■ Die Gewoba will Problemblocks in Tenever mit Rundum-Kameras überwachen / Diskussion mit den Anwohnern ist schon geplant / Knackpunkt Datenschutz

Die sogenannten „Speed-Cam“-Kameras sind kleine technische Wunderwerke. Sie können Vandalensicher auf dem Dach eines Hochhauses angebracht werden und liefern selbst dann noch so feine Bilder, dass man darauf erkennen kann, welche Zeitung jemand auf der Straße liest. Sie können sich um die eigene Achse drehen. Eine von ihnen ersetzt, wenn man sie richtig anbringt, 15 bis 20 fest installierte Überwachungskameras.

Weil die Versicherungen der Gewoba die Pistole auf die Brust gesetzt haben, muss die Wohnungsverwaltungsgesellschaft nun über den Einsatz solcher Kameras in Osterholz-Tenever nachdenken. Im Hochhausstadtteil ist Vandalismus an der Tagesordnung. Pro Jahr werden unter anderem im Schnitt acht Brände in irgendeiner Tiefgarage gelegt. Das kostet die Versicherer jedes Mal über 150.000 Mark. Deshalb fordern sie „präventive Massnahmen“– oder die Policen werden gekündigt.

„Wir wollen das mit offenen Karten machen,“ sagt Ralf Schumann, bei der Gewoba zuständig für Osterholz-Tenever, zu den Kamera-Plänen. Am 17. November will er mit der Stadtteilgruppe Tenever über das Vorhaben sprechen. Schumann verspricht eine offene Diskussion, beschlossen sei noch überhaupt nichts. „Wir werden nichts gegen den Willen der Bewohner tun.“

Das muss die Gewoba vermutlich auch nicht, wie ein Blick in die Hochhaussiedlung Grohner Düne in Bremen-Nord zeigt. Dort sollen ab Dezember 21 stationäre Kameras dafür sorgen, dass weniger zerstört wird. Mit dieser Maßnahme stießen die Wohungsverwalter auf viel Verständnis bei den Bewohnern. Hannelore Nelson von der Nachbarschaftsinitiative Grohner Düne: „Wir hoffen alle, dass hier dann weniger kaputt geht.“ Sie räumt aber auch ein: „Wir hätten uns mehr Ansprechpartner vor Ort gewünscht als nur den einen, der in der Videozentrale sitzt.“

Geld für mehr Technik statt für menschliche Kontakte - das ist auch die Kritik von Matthias Güldner, dem innenpolitischen Sprecher der Grünen, an den Kamera-Plänen. „In unseren Augen wird die Kriminalität so nur verdrängt, nicht verringert.“ Er plädiert dafür, statt dessen mehr Kontakt-Polizisten einzusetzen und das Concierge-Modell auszuweiten.

Mit diesem Ansatz, bei dem in den Hauseingängen von Problemblocks ein Ansprechpartner plaziert wird, hat man in Osterholz-Tenever in den letzten Jahren gute Erfahrungen gemacht. Seitdem wird zwar weniger zerstört - aber immer noch zu viel, sagt Claas Rohmeyer von der Jungen Union. Er hofft auf ein „sinnvolles Zusammenspiel von Mensch und Technik. Ein Concierge kann nicht überall sein und hat die Tiefgaragen von seiner Loge aus nicht im Auge.“

Mit dem Landesbeauftragen für Datenschutz, Stefan Walz, berät die Gewoba derzeit, wie man den Stadtteil Videoüberwachen kann, ohne das digitale Netz unzulässig dicht zu knüpfen. Die Gewoba hat versprochen, alle Aufnahmen nach spätestens 48 Stunden zu löschen. Knackpunkt bleiben aber die schwenkbaren Hochleistungs-Kameras, die für die Gewoba sehr viel billiger sind als stationäre Aufnahmestationen. Sie würden neben dem Gewoba-Eigentum auch angrenzende Straßen und Plätze – also öffentlichen Raum – aufnehmen. Das ist mit Walz nicht zu machen. „Es gibt für die 99,9 Prozent der Leute, die nichts ausfressen, ein Grundrecht, nicht dauernd gefilmt zu werden.“

Lars Reppesgaard

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