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Von Autos und Outfits

Berufsschulprojekt der besonderen Art: Auszubildende der verschiedensten Schulen und Berufe zeigen „Automobile Mode“  ■ Von Ulrike Winkelmann

Die Klänge aus den Boxen werden technoid, aus dem Auspuffrohr des Opels hinten links quillt Kunstnebel und sechs silbern besprühte und geschminkte Frauen mit Alienbrillen erheben sich aus der Hocke. Sie tragen, was frau in dieser Saison modischerweise zu tragen hat: Grau. Vor allem silbergrau, steingrau, anthrazitgrau oder einfach mausgrau. Eine Männerstimme schwärmt dazu vom „kräftigen Auftritt“ und der „gestreckten Silhouette“ – nicht der Marsmädchen, sondern des auf dem Laufsteg geparkten BMWs: Unvergleichlich, „wie sich die Blinker harmonisch ins Gesamtbild fügen“.

Eine denkwürdige Mischung aus Modenschau und Autopräsentation mit anschließendem Finger-Food-Imbiss erlebte das geladene und ungeladen flanierende Publikum am vergangenen Wochenende im Einkaufszentrum (EKZ) Hamburger Straße. Zur ersten von zwei Vorstellungen kam auch Schulsenatorin Rosi Raab. Neben einer Senatorin, Autos und Outfits waren zu bestaunen: wilde Haarkreationen, etwas weniger wilde Dekorationen – und ganz freundliche Stellwände, auf denen Auszubildende ihren Lehrgang vorstellten. Denn hinter dem Event „AutoMobile Mode“ verbarg sich ein vom EKZ-Einzelhandel gesponsertes Berufsschul-Projekt. Die mitwirkenden Azubis kamen aus fünf Berufsschulklassen, sieben Ausbildungsberufen und 29 Betrieben.

„Einmalig in dieser Größe“ sei das Projekt, erklärt die Initiatorin und Berufsschullehrerin, Christiane Schadow. Zwar hat es vor zwei Jahren schon einmal eine kooperierte Schau im Elbe-EKZ gegeben, „doch so viele verschiedene Berufe und Schulen“ waren da nicht vertreten.

Der harte Kern der AutoMobilen Mode-Truppe, 50 Azubis im zweiten Lehrjahr aus je einer Klasse Textileinzelhandels- und Automobilkaufleute, hat die Veranstaltung seit April dieses Jahres vorbereitet. Einmal abgesehen von den üblichen Pannen – verhaspelten Auftritten, zu spät gedruckten Einladungen – „fanden es wirklich alle, alle supergut“, resümiert Textilkaufmann Bert Keßler. In seinem Projekt-Job als Pressesprecher ist der 25-Jährige ganz offensichtlich aufgegangen. Was die Lehrlinge vor allem gelernt haben, beschreibt er mit „Teamfähigkeit“: „Rumzudiskutieren, alles zu organisieren, zusammenarbeiten“.

Das Entscheidende am Projekt ist, „dass die Schülerinnen und Schüler allesamt über sich hinausgewachsen sind“, erklärt Schadow. Die Gelegenheit, sich soviel Verantwortung gewachsen zu erweisen, hätten Auszubildende sonst nicht. „Die haben was fürs Leben mitgenommen.“

Logistische Unterstützung erhielten die SchülerInnen auch vom SchulInformationsZentrum (SIZ), vor dessen Türen im EKZ Hamburger Straße die AutoMobile Mode vorgeführt wurde. Diese Serviceeinrichtung des Amtes für Schule hat sich zum Ziel gesetzt, alle Fragen rings um Hamburgs Schulwesen beantworten zu können. Eine Frage beantwortete sich am AutoMobilen Mode-Wochenende von selbst: Warum es Spaß machen kann, ein Lehre anzufangen.

Das SchulInformationsZentrum in der Hamburger Straße 35 ist unter 428 63 19 30 zu erreichen.

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