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Durchbruch mal vier

■ Klemann will Autos vierspurig durch das Brandenburger Tor brettern lassen

Autofanatiker können schon einmal den Wagen warmlaufen lassen, denn Bau- und Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) will das Brandenburger Tor für die West-Ost-Durchfahrt öffnen. Nach einem Konzept der Verkehrsverwaltung soll der innerstädtische Verkehr vierspurig durch das denkmalgeschützte Tor brausen. Für Fahrten in den Osten sind dafür die beiden südlichen, in umgekehrter Richtung die beiden nördlichen Durchgänge vorgesehen. Die mittlere Spur soll frei bleiben oder für Busse reserviert werden. An die Umsetzung des Konzepts denkt Klemann nach der Renovierung des Pariser Platzes im Jahr 2000. Derzeit ist eine Spur in Ost-West-Richtung befahrbar.

Grund für die verkehrspolitische Attacke auf das Tor ist nach Ansicht Klemanns der „unerträgliche Stau“ rund um das Tor sowie das Fehlen „leistungsfähiger Trassen“ durch die Stadt. „Wer durch die Innenstadt will, steckt im Stau“, sagte Klemann gestern vor Journalisten. Außerdem „mangelt es an großzügigen Umfahrungsmöglichkeiten“. Die Behrenstraße südlich des Tors und die Ebertstraße seien mit 33.000 beziehungsweise 42.000 Autos pro Tag überlastet.

Die geplante Öffnung der Dorotheenstraße mit jeweils einer Spur reiche für eine Entlastung nicht aus, so der Senator. Schon heute würden am Pariser Platz täglich 22.000 Autos gezählt. Die Verlängerung der Französischen Straße soll nach Ansicht Klemanns den Verkehr aus der Leipziger Straße aufnehmen und bringe als „Umfahrungsstrecke“ wenig. Außerdem könnte bei dem Durchfahrtskonzept die Behrenstraße wieder von 18 auf 12 Meter verengt werden. Damit würde Raum für den von den USA geforderten Sicherheitsabstand ihrer Botschaft geschaffen, so Klemann.

Klemann wendet sich mit dem Konzept nicht nur gegen Umweltsenator Strieder (SPD), der das Tor für den Verkehr sperren möchte. Kritik äußerte auch der SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler. Die Toröffnung sei „absurd“, sagte Gaebler zur taz. Mit mehr Spuren werde der Stau nicht aufgelöst, sondern noch mehr Autos in die Innenstadt angezogen. Gaebler warf Klemann Autolobbyismus vor und den öffentlichen Personenverkehr zu vernachlässigen. Rolf Lautenschläger

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