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Unterm Strich

Vor lauter Grass-Wachsen und Nobelpreis-Hysterie ist gestern leider eine wichtige Meldung verloren gegangen: Der russische Kulturhistoriker Dmitri Lichatschow ist am Donnerstag im Alter von 92 Jahren in St. Petersburg gestorben. Er galt nicht nur als ein führender Kenner russischer Literatur, sondern auch als eine der renommiertesten Persönlichkeiten im öffentlichen Leben Russlands. Er soll unter anderem Präsident Boris Jelzin im vergangenen Jahr davon überzeugt haben, zum Begräbnis des letzten russischen Zaren, Nikolaus II., nach St. Petersburg zu fahren.

Während der Stalin-Herrschaft war der am 11. November 1906 geborene Lichatschow Ende der 20er-Jahre Opfer von Repressionen geworden und hatte unter schwersten Bedingungen eine mehrjährige Haft in nordrussischen Straflagern überstanden. Als Literaturwissenschaftler machte er sich insbesondere als Kenner des „Igorlieds“, eines altrussischen Heldenepos aus dem 12. Jahrhundert, einen Namen. Präsident Jelzin sei über den Tod Lichatschows schwer betroffen, sagte ein Kreml-Sprecher: Es sei ein „kolossaler Verlust für Russland“.

No Esperanto! Eine deutsche „Sprachpolitik“ hat der Generalsekretär des Münchner Goethe-Instituts, Joachim Sartorius, am Donnerstag in Frankfurt gefordert. „Es gibt bislang keine deutsche Sprachpolitik“, sagte Sartorius. Dieses Thema sei lange tabuisiert worden „auf Grund der Erfahrungen im Dritten Reich“. Der Sprachenstreit in der EU könnte nach seiner Einschätzung einen Diskurs darüber auslösen, was Sprachpolitik bedeuten kann.

Die englische Sprache sei auf einem ungeheuren Siegeszug, sagte Sartorius. Es müsse aber versucht werden, auch andere Sprachen zu fördern. Ohne eine Vielfalt der Sprachen gäbe es keine Vielfalt der Kulturen. „Es gibt keine Position der Bundesregierung.“ Über die Frage, wie die Stellung der deutschen Sprache in anderen Ländern sei, habe die Bundesregierung beispielsweise nie nachgedacht. In der EU werde die deutsche Sprache von rund 100 Millionen Menschen gesprochen. Als mögliche deutsche Position schlug Sartorius vor, dass künftig in jedem EU-Land an Schulen zwei Pflicht-Fremdsprachen gelernt werden sollten.

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