piwik no script img

Niederlage für Habibies Herausforderin

■ Reformer wird Parlamentspräsident. UN: 500.000 Flüchtlinge in Osttimor vermisst

Jakarta (dpa/AFP/taz) – Der indonesische Reformpolitiker Amien Rais ist gestern als neuer Präsident der Beratenden Volksversammlung (MPR) vereidigt worden. Rais hatte am Sonntagabend überraschend die Abstimmung über den Vorsitz des höchsten gesetzgebenden Gremiums Indonesiens gewonnen. Am 20. Oktober wählt die MPR ein neues Staatsoberhaupt.

Der Sieg des Politologen Rais hat Spekulationen über neue Bündnisse vor der Präsidentschaftswahl ausgelöst. Der Vorsitzende der Nationalen Mandatspartei siegte mit 305 Stimmen gegen den Zweitplatzierten, den Muslimführer Matori Abdul Jalil, der 279 Stimmen erhielt. Rais' Partei verfügt über lediglich 34 der 700 Sitze in der Beratenden Volksversammlung; er erhielt jedoch die Zustimmung einer Koalition von moderaten muslimischen Parteien und die der regierenden Golkar-Partei von Präsident Habibie. Die Golkar-Partei gab Rais den Vorzug, obwohl sie einen eigenen Kandidaten aufgestellt hatte.

Die Wahl des als Wirtschaftsreformer geltenden Rais wurde als Niederlage der Oppositionsführerin Megawati Sukarnoputri gewertet, die aus den Parlamentswahlen im Juni als klare Siegerin hervorgegangen war. Für die Präsidentschaftskandidatin bedeutet das Ergebnis vom Sonntag eine schwierige Ausgangslage für die Bestimmung des Präsidenten am 20. Oktober. Megawatis „Demokratische Partei Indonesiens – Kampf“ (PDI-P) hatte den Gegenkanidaten Jalil unterstützt und damit eine Niederlage eingefahren.

Auf die internationale Schule Australiens in Jakarta wurde gestern ein Bombenanschlag verübt. Der Anschlag muslimischer Extremisten habe sich gegen die führende Rolle Australiens in Osttimor gerichtet, teilte die Polizei mit. Die UN bereiten unterdessen die Rückkehr von Flüchtlingen aus Westtimor vor. Am Mittwoch soll ein erstes Flugzeug mit 100 Osttimoresen starten. In Westtimor befinden sich nach Schätzungen bis zu 250.000 Flüchtlinge. Bis zu 500.000 Timoresen halten sich nach UN-Angaben im Ostteil der Insel versteckt. bed

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen