■ Soundcheck: Bim Sherman
Heute: Bim Sherman. Als ausgesprochen innovatives Genre kann Rootsreggae in den Neunzigern nun nicht gerade gelten. Wenn aber Bim Sherman seine „Golden Locks“ besingt, dann lassen selbst Spitzenfunktionäre der jamaikanischen Friseursinnung Scheren zu Pflugscharen werden. Und auch eingefleichschte Atheisten hören in Shermans ätherisch-enthobenen Crooner-Stimme kaum weniger als die Englein höchstpersönlich jubilieren. Sonst schafft das allenfalls Horace Andy, der andere große Vokal-Charismatiker der Rootstradition. Wie der hat es auch Sherman bis heute immer wieder geschafft, Wege abseits des Reggae-Mainstreams zu betreten. Ob in der 70er Jahren, in denen er sich bereits weigerte, Fremdmaterial zu singen, mit Adrian Shermans futuristischen Elektrodubs im Gepäck oder erst kürzlich unplugged zusammen mit einer Reihe indischer Studiomusiker – was wir in Sherman vor uns haben, ist so etwas wie ein Vertreter der ganz seltenen Gattung „Autoren-Reggae“, ein „Singer-Songwriter“ in einem Genre, in dem Subjektlosigkeit nicht notwendigerweise Freiheit heißt. tob
Fabrik, 21 Uhr
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