Angriff auf Afrikaner

■ Maskierte stürmten Asylbewerberheim. Rechtsextremistischer Hintergrund möglich

Berlin (taz) – Bei einem Überfall auf ein Asylbewerberheim in Bad Grund (Kreis Osterode/Harz) sind in der Nacht zum Sonntag ein 33-jähriger und ein 18-jähriger Kongolese verletzt worden. Der 33-jährige erlitt massive Kopfverletzungen und musste sich einer Notoperation unterziehen.

Nach Angaben der Polizei stürmten zehn maskierte Männer mit Baseballschlägern die Unterkunft am Waldrand der 3.000-Einwohner-Gemeinde. Ein dritter Afrikaner, der fliehen konnte, informierte telefonisch die Polizei. Seitdem ist er untergetaucht.

Weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft in Göttingen schließen einen rechtsextremistischen Hintergrund aus. Aber wenn, so müssten die Täter von außerhalb angereist sein. Im Ort sei von einer gewalttätigen rechten Szene bislang nichts bekannt.

„Wir ermitteln in alle Richtungen“, versichert die Leiterin der Staatsanwaltschaft Göttingen, meint aber gleichzeitig, dass es sich bei dem Überfall auch um eine Auseinandersetzung unter Drogendealern handeln könnte. Tatsächlich sind die Bewohner des kleinen Asylbewerberheims den Beamten des Rauschgiftderzenats Osterode seit längerem einschlägig bekannt. Im Juli wurde einer der Heimbewohner in Berlin festgenommen. Ihm konnte, so ein Sprecher des Rauschgiftdezernats Osterode, 600-facher Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz nachgewiesen werden.

Dass die in der Region als Dealer bekannten Asylbewerber Vertreter der rechten Szene mobilisierten, ist nicht ausgeschlossen. Focus berichtete im März ausführlich über Razzien im Asylbewerberheim Bad Grund. Und der militante Neonaziführer Thorsten Heise (FAP) hat in der Region seit Jahren einen schlagkräftigen Anhang.

Eberhard Seidel