: „Wir denken, jetzt's reicht's !!!“
■ Oldenburger Punks reagieren auf rechte Übergriffe und melden sich zu Wort / Die taz dokumentiert den öffentlichen Aufruf
Das Schreiben kam per Post mit der Überschrift „Gegen Gewalt, Intoleranz und Ausländerfeindlichkeit“. Absender: „die Punks“ aus Oldenburg. Wir dokumentieren die Stellungnahme in Auszügen:
„Magdeburger Zustände in Oldenburg? Rechtsradikale Skinheads in Oldenburg prügeln in stark steigender Tendenz genüsslich auf alle anders denkenden Lebenskulturen ein. (...) Fünf rechte Skinheads versuchten bereits vor zwei Jahren, einen Punk in der Haaren zu ertränken. Während einer Schlägerei zwischen Skins und Punks in der Wallstraße, die mit dem „Pubarsch“ am Waffelplatz als Treffpunkt der rechten Szene gilt, wurde kürzlich einem Punk u.a. ein Messer in den Rücken gerammt. Fünf kahlgeschorene Nazis lauerten bereits im Februar zwei Lesben vor dem Alhambra auf und traten massiv auf ihre wehrlosen Opfer ein und zerstörten im Weglaufen die Fensterfront dieses Aktionszentrums.
Das Alhambra wurde seitdem mehrfach von Faschisten angegriffen – 25 mit Knüppeln, Zwillen und Luftgewehr bewaffnete rechte Skins stürmten kürzlich eine linke Punker-WG (...), ausländische Mitbürger wurden auf dem Kramermarkt u.a. im Bayernzelt von rechten Chaoten grundlos krankenhausreif geschlagen und mit Naziparolen beschimpft (u.a. Deutschland den Deutschen, Juden ins KZ).
Doch wo ist die Polizei, wenn man sie braucht? Unser grüner „Freund und Helfer“ nahm vergangenes Jahr am Lefferseck einige Punks unter Angabe von fadenscheinigen Gründen und Schlagstockeinsatz in Gewahrsam und setzte diese anschließend einzeln in umliegenden Gemeinden aus (nur die taz berichtete), um den gewünschten „Säuberungs-Effekt“ gerecht zu werden und um der Profilneurose des Polizeihäuptlings gerecht zu werden, getreu nach dem Motto des St. Florian Prinzips.(...)
Wir fordern die politischen Parteien Oldenburgs auf, sich mit dieser Thematik stark zunehmender Gewalt auseinanderzusetzen. Wir fordern ein Ende der Ausgrenzungspolitik und Intoleranz, denn auch mit einem gut frequentierten Punker-Containerplatz haben wir ein Recht auf Verweilen in der City, wie jeder Mitbürger auch. Wir fordern die Verwaltung auf, Druck auf die Polizei auszuüben, die die Aufklärung krimineller Straftaten gegen Punks, Linke und Homosexuelle vernachlässigt und gleichzeitig gegenüber alternativen Lebensweisen oder anderer Optik ihre Autorität übermäßig ausnutzt.
Wir fordern einen Stopp der Verharmlosung rechtsradikaler Gewalttätigkeiten in unserem ortsansässigen Mediensprachrohr der Polizei (s. NWZ, 4.10.1999: 40 Beamte – 40 Personen der rechten Szene : Resultat der Polizei: „nicht schwerwiegend“, „leichte Rangeleien“). Wir fordern die hiesige Presse auf, eine politisch ausgeglichene, wahrheitsgetreue und intelligente Berichterstattung zu verfassen (...). „die punks“
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