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Porsche mag's geschichtslos

■  Der Sportwagenhersteller will NS-Zwangsarbeiter grundsätzlich nicht entschädigen und lehnt Vergleich vor Landgericht ab. VW fordert von deutscher Industrie mehr Engagement

Stuttgart (AFP/dpa/AP) – Der Stuttgarter Sportwagenhersteller Porsche lehnt die Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter grundsätzlich ab. „Wir wollen keinen Präzedenzfall schaffen“, sagte Unternehmensvertreter Wolfgang Dreyer gestern vor dem Landgericht Stuttgart bei der mündlichen Verhandlung über die Entschädigungsklage eines ehemaligen polnischen Zwangsarbeiters. Er wies damit den Vorschlag des Gerichts an beiden Parteien zurück, sich auf einen Vergleich in Höhe von 15.000 Mark zu einigen.

Der 74-jährige Kläger, der aus gesundheitlichen Gründen nicht in Stuttgart erschienen war, fordert von dem Autohersteller 88.500 Mark Entschädigung sowie ein Schmerzensgeld von mindestens 10.000 Mark für Zwangsarbeit, die er von 1942 bis 1945 bei Porsche leisten musste. Das Urteil wird für den 24. November erwartet.

Der Vorsitzende Richter Dieter Hendel appellierte an die Porsche AG, „ein Stück Geschichte“ aufzuarbeiten und sich ihrer „gesamtgesellschaftlichen Verantwortung“ zu stellen. Zudem warnte er vor den „psychologischen Folgen“ von Porsches Verweigerungshaltung auf dem US-Markt. Die 24. Zivilkammer machte deutlich, dass die Entschädigungsforderung des 74-jährigen Klägers moralisch gerechtfertigt sei und das begangene Unrecht „in irgendeiner Weise wieder gutgemacht werden muss“. Gleichwohl könnten die Ansprüche aber verjährt sein.

Porsche-Vertreter Dreyer sagte, er sehe nicht die Möglichkeit, „sich in Geschichtsschreibung zu betätigen, indem ich einen Vergleich anbiete“. Porsche sei nicht der Rechtsnachfolger der einstigen Porsche KG. Weil das heutige Unternehmen erst nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet worden sei, fühle sich Porsche auch „nicht in der Stiftungsinitiative deutscher Unternehmen aufgehoben“.

Unterdessen hat der Automobilhersteller Volkswagen eindringlich an deutsche Unternehmen appelliert, sich stärker für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter zu engagieren. „Die deutsche Industrie ist nun endlich gefordert, denn das außenwirtschaftliche Risikopotenzial wird immer größer“, sagte VW-Markenvorstand Klaus Kocks. Indirekt sprach sich Kocks auch für eine Aufstockung des Angebots der deutschen Wirtschaft und der Bundesregierung aus. Bei ersten Verhandlungen in Washington hatte es keine Einigung gegeben. Die Gespräche sollen im November in Bonn fortgesetzt werden. Kocks empfahl der deutschen Industrie, den VW-Fonds als Vorbild zu nehmen. VW zahlt jedem seiner früheren Zwangsarbeiter 10.000 Mark.

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