„Sex für die Ohren“

■ Die Vorschau: Bremens HipHop-Hoffnung, die „mundharmoniker“, spielen am Samstag im Schlachthof

Das Licht geht nicht. Aber die anderen kennen den Weg. Um den Bunker herum stehen Bäume, aber die sieht man nicht von hier drinnen. Ein kleiner Raum, ein paar Sofas, ein wenig Technik. Und vier junge Herren. Elias, Maik, Daniel und Jan. „Mit siebzehn hat man noch Träume...“, sagt einer. Sehr nett.

Zum ersten Mal hörte ich die Bremer HipHop-Band „mundharmoniker“ als Support von „Eins Zwo“ aus Hamburg. Die sind Anfang des Jahres erstaunlich weit oben in die Charts eingestiegen. Nun ja, deutschsprachiger HipHop boomt eben. Und? Hoch hinaus? Irgendwie schon, sagen sie. In der Bundesrepublik hänge vieles von den Städten ab. Die Szene in Bremen sei nicht klein, auch nicht schlecht. Aber eben nicht so populär wie die in Hamburg oder Stuttgart. In erster Linie, das merkt man, macht es den Vieren Spaß. Seit Jahresbeginn spielen sie zusammen. Ein gemeinsamer Freund hatte den Kontakt vermittelt. Obwohl sie nach eigenen Aussagen noch kein Demo haben, das richtig fett klingt, sollte noch einiges drin sein.

Was bedeutet HipHop? Ein Lebensgefühl? „Man muß einfach sein Ding machen. Entweder kommt es an oder nicht“, sagt Jan. „HipHop heißt nicht, wir ziehen uns so oder so an. Jeder muß selber wissen, was für ihn richtig ist.“ Ganz schön abgeklärt für jemanden, der noch nicht mal die Zwanzig erreicht hat. Überhaupt sind die „mundharmoniker“ cool auf eine ganz unaufgeregte Weise. „Ich will halt nicht so den Dicken machen“, sagt Maik, „kein Battle-MC sein.“ Beides sei wichtig. Über die Battle-Reime ist das Rappen in deutscher Sprache flüssiger geworden.

Wie es sich überhaupt verändert hat. Extreme wie peinliche Gangsta-Posiererei haben sich ebenso verflüchtigt wie Bands, die mit „Die da, die da oder die da“ eher eine misslungene HipHop-Parodie darstellten. Gerade jüngere Crews wie die „mundharmoniker“ sind da entspannter. Party hat den gleichen Stellenwert wie Ausdruck oder das Feilen am Formenrepertoire des Genres. Genau dieser Zwischenraum ist die große Stärke des HipHop. Das haben die „mundharmoniker“ verstanden. „Die Routineschiene bringt deine Miene zur Unzufriedenheit“ ist so ein Satz, der hier passt.

Wichtig sei, sagt Elias, der zweite Rapper, das Spiel mit der Sprache. Und erzählt von Binnen-, Kreuz- und Endreimen. Der Moment, da man was macht mit der Sprache, sollte so manchem Pädagogen die Schamesröte ins Gesicht treiben. Wenn man nämlich nicht in der Lage ist, die Sprache als etwas Lebendiges zu zeigen, verliert man den Kontakt zu jenen, mit denen und für die man eigentlich arbeiten sollte.

Trockene Beats sind vorherrschend. Darin, darüber eine Menge spannender Samples. Woher man so ausgefallenes Material kriegt? Jan druckst ein wenig herum. Irgendwas von Daddy und Schallarchiv höre ich. Und reime mir den Rest zusammen. Was sie machen: „HipHop mit Liebe, Sex für die Ohren .“ Tim Schomacker

Die „mundharmoniker“ spielen am Samstag, 16. Oktober, ab 19.30 Uhr auf dem „Local HipHop-Jam“ im Schlachthof. Außerdem dabei: IMMO (Ex-“F.A.B.“), MA (Ex-“Lyrical Poetry“), Glanz feat. DJ Maxi und Defekte Dichtung