■ Standbild: Deutscher Hannibal mit grünem Kugelschreiber
„Ein Mann wie eine Waffe“, Fr., 20.15 Uhr, Pro7
Ja, doch, er hat was von Hannibal Lecter. Leicht diabolisch sein Blick, leicht zwiespältig sein Wesen: männlich markant, geradezu brutal, aber auch einfühlsam und sixty-sexy. Kein Wunder, dass Pro7 versuchte, den „Nervenkitzel am Freitag“ mit Klaus Löwitsch aufzupeppen.
Der grimmige Preisträger kennt da keine Skrupel: „Schauspielerei ist ein Hurenberuf.“ Gebraucht wurde also nur noch ein Stoff wie aus dem Erfolgsfilm „Das Schweigen der Lämmer“, dessen Fortsetzung gerade in Buchform erhältlich und in aller Munde ist. Also mussten bestialische Morde, hannibalische Psychos und toughe Kripo-Frauen ins Drehbuch.
Immerhin waren Gut und Böse nicht sofort zu erkennen, war der Film – dank der guten Schauspieler– spannend: Löwitsch als verschrobener Polizeipsychologe, der seine Schuhe mit der elektrischen Zahnbürste putzt, Oliver Korittke als Polizeipraktikant (gibt's so was?) und Michael Brandner als zynischer Assistent verliehen den Figuren etwas Undurchschaubares. Man traute allen dreien alles zu.
Was nicht gelang: Die Morde so abschreckend und faszinierend zugleich zu zeigen wie das Kino-Vorbild. Von „Kunst und Handwerk“ war zwar ständig die Rede, doch was man sah, war weniger subtil: Als Erkennungszeichen wählte der Killer nicht etwa geheimnisvolle Schmetterlingslarven, sondern grüne Polizeikugelschreiber, die er seinen Opfern ins Ohr rammte.
Die psychologischen Feinheiten beschränkten sich darauf, dass zwischen Tür und Angel erklärt wurde, „was Schizophrenie ist“ und eine Sigmund-Freud-Karrikatur den Täter ermittelte. Was aber kaum mehr nötig war, denn nach der wiederholten Einblendung einer Flashback-Sequenz kamen als Täter ohnehin nur noch der Praktikant oder sein Patenonkel in Frage.
Die Kripo-Frau schließlich war dann doch alles andere als tough, nur Staffage in der Macho-Welt. Schade drum.
Lukas Wallraff
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