piwik no script img

Auf dem Weg nach Grosny

■ Russische Truppen vor der tschetschenischen Hauptstadt. Ob sie einmarschieren, ist ungewiss

Wladikawkas (Reuters/AFP) – Russische Truppen haben am Wochenende ihre Angriffe in Tschetschenien fortgesetzt. Einheiten drangen in die Bergregion um die tschetschenische Hauptstadt Grosny vor. Worauf die russischen Vorstöße abzielen, ist unklar. Ministerpräsident Wladimir Putin dementierte Berichte, wonach die russische Armee derzeit eine großangelegte Offensive in der abtrünnigen Kaukasusrepublik unternehme.

Der russische Fernsehsender ORT berichtete, dass die russischen Truppen ihre Stellungen ausgebaut hätten und sich nun offenbar auf einen Einmarsch in Grosny vorbereiteten. In der Moskauer Führung gab es hierzu keine eindeutigen Angaben. Ministerpräsident Putin schloss ungeachtet der militärischen Entwicklung eine Eroberung Grosnys aus. Der Kommandeur der russischen Streitkräfte im Nordkaukasus, Wiktor Kasanzew, versuchte die Vorstöße herunterzuspielen. Eine Eroberung Grosnys stehe derzeit nicht an, sagte er. Die Armee wäre aber dazu in der Lage. Ziel sei die Vernichtung der Rebellen, deren Zahl auf 20.000 geschätzt werde. Der Kommandeur der 58. Armee, Wladimir Schamanow, kündigte an, wenn entsprechende Befehle gegeben würden, „dann werden wir Grosny einnehmen“.

Die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung nimmt derweil zu. Bei einem Luftangriff auf Flüchtlinge sollen am Samstag 39 Menschen getötet worden sein, meldeten tschetschenische Quellen. Die russische Armee bestreitet das. Luftangriffe im Westen Tschetscheniens lösten eine neuerliche Massenflucht aus, sagte der Präsident der Nachbarrepublik Inguschetien, Ruslan Auschew. Bereits 170.000 Tschetschenen sind aus ihrer Heimat geflohen, die meisten davon nach Inguschetien.

Tagesthema Seite 3

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen