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Schwarzer Freitag? Na und?

Vor 70 Jahren löste der Börsencrash eine Weltwirtschaftskrise aus. Auch viele kleine Leute waren binnen Minuten ruiniert. Heute ist die Geldanlage sicherer  ■   Von Hermannus Pfeiffer

Hamburg (taz) – Die Blase platzte an einem Freitag vor siebzig Jahren. Innerhalb von Minuten drehten sich die Wetterfahnen in Banken und Börsen von „Euphorie“ auf „Depression“. Der Schwarze Freitag des Jahres 1929 löste eine Weltwirtschaftskrise aus, an deren Ende die Menschheit in den Zweiten Weltkrieg taumelte. Vor siebzig Jahren standen Aktionäre und Sparbuchbesitzer schutzlos dem Kursverfall, den Währungsturbulenzen und den bankrotten Banken gegenüber. Auch siebzig Jahre später, im Oktober 1999, ist die Angst vor einem großen globalen Finanzkrach längst nicht überwunden, aber die Situation der Verbraucher ist heute wesentlich günstiger.

Anders als 1929 sind unsere Spargroschen mittlerweile auf der Bank sicher angelegt. Über den Einlagensicherungsfonds der privaten Banken ist jeder Sparer seit den Siebzigerjahren bis zur Höhe von 30 Prozent des Eigenkapitals seines Instituts abgesichert. So sind Einlagen bis zu mehreren Millionen Mark geschützt. Nicht abgesichert ist der Kunde gegen Kursverluste, etwa von Aktien. Nach einer Pleite, wie sie die Fischer-Bank in Hamburg traf, erhält der Kleinanleger jedoch seine Wertpapiere ausgehändigt.

Bei Sparkassen, der Postbank sowie den Volks- und Raiffeisenbanken sind grundsätzlich alle Einlagen unbegrenzt geschützt. Bei Sparkassen greift zusätzlich die Gewährsträgerhaftung von Kommune oder Stadt. Bausparkassen sind über eine der großen Institutsgruppen abgesichert – beispielsweise Schwäbisch Hall über den Verband der Volks- und Raiffeisenbanken. Und selbst außerhalb der etablierten Institute sind die Gelder der Kunden bis zu maximal 20.000 Euro pro Kopf geschützt.

Viele Fachleute schwören für eine sichere Investition allerdings eher auf Häuser und Grundstücke. „Die Anlage in Immobilien gilt als guter Schutz vor Inflationsverlusten“, betont ein Sprecher der Schweizer Bank von Ernst.

Nun kann sich nicht jeder gleich ein ganzes Häuslein oder ein erschlossenes Grundstück in attraktiver Innenstadtlage kaufen. Aber hier bieten offene Immobilienfonds Abhilfe, von denen es allerdings erst ein gutes Dutzend auf dem deutschen Markt gibt. „Offen“ heißen diese Immobilienfonds, weil sie im Gegensatz zu den „geschlossenen“ für kleine private Anleger zugänglich sind. Wie bei einem normalen Investmentfonds kann schon für kleines Geld ein Anteil gekauft werden. Aber wie immer gilt die Regel: „Niedriges Risiko – niedrige Zinsen“ (und umgekehrt!). So schnitten die Immobilienfonds mit einer Rendite von zuletzt um die 5 Prozent pro Jahr eher mäßig ab.

100-prozentige Sicherheit können auch Immobilien allerdings nicht versprechen. Großbritannien bewies in den Achtzigerjahren, ebenso wie Japan in der zweiten Hälfte der Neunziger, wie groß die latente Gefahr einer Überbewertung von Haus- und Grundstückspreisen ist. Eine solche Spekulationsblase kann dann bei ihrem Platzen schlimme wirtschaftliche Folgen haben, für den Einzelnen und für eine ganze Volkswirtschaft.

Der Schwarze Freitag hatte 1929 als erste Tausende von Aktionären in den Abgrund gerissen. Aber selbst die müssten heutzutage nicht mehr ihr eingesetztes Geld riskieren: So genannte Garantiefonds versprechen Abhilfe, obwohl sie mit Aktien und Wertpapieren spekulieren. Sie funktionieren nach ein und demselben Schema. Das einbezahlte Kapital ist meist zu 100 Prozent garantiert. Selbst bei einem neuen Schwarzen Freitag würde der Anleger sein Geld also zurückbekommen. Der Haken: Für diesen Schutz bezahlt der Kunde mit geringeren Gewinnmöglichkeiten. Die Beteiligungsquote am Kursanstieg beträgt laut Bank von Ernst in Bern bei den meisten Garantiefonds zwischen 50 und 70 Prozent. Angeboten werden diese Fonds von vielen Institutsgruppen und von Versicherungen, die sie als Fonds-Police oder fondsgebundene Rentenversicherung deklarieren.

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