: Elfjährige Kinder gehören nicht ins Gefängnis!
betr.: „Der Krieg der Eltern gegen ihre Kinder“, taz vom 21. 10. 99
[...] Die USA sind ein Land mit einem hohen Anteil an fundamentalistischen, neurotischen und perversen Fanatikern, die andere zu Opfern ihrer eigenen schmutzigen Fantasie machen. Egal was in Colorado passiert ist: Ein zehnjähriges Kind, wegen mutmaßlichen „sexuellen Missbrauchs“ (schon diese Mutmaßung ist eine Entlarvung der eigenen perversen Verklemmtheit) mit Handschellen (und Fußfesseln) zu verhaften und in eine Haftanstalt zu sperren, ist ein Verbrechen. Dies gilt auch dann, wenn Raoul all die Dinge getan hat, die man ihm „vorwirft“. Die sexuellen (Fehl-)Handlungen eines Zehnjährigen dürfen nicht mit denen eines Erwachsenen gleichgestellt oder gar wie diese geahndet werden.
Vor ein internationales Tribunal gehören die Exzesse der amerikanischen Justiz, der jegliches Gefühl von Verhältnismäßigkeit abhanden gekommen zu sein scheint. [...] Frank Möller, Berlin
betr.: „Kinder, Strafrecht, Sexualdelikte“, taz vom 22. 10. 99
Ich gehe gutmütig davon aus, dass dieser Kommentar eine Parodie von Law-and-Order-Naziartikeln ist.
Zumindest möchte ich darauf hinweisen, dass männliche Säuglinge, nachdem sie den Geburtskanal nebst weiblichen Geschlechtsorganen passiert haben, sehr häufig mit erigiertem Glied zur Welt kommen und somit schon am ersten Lebenstag eine weibliche Person, die Mutter, ungestraft sexuell belästigen.
Da hilft nur noch die Totalamputation, im Übrigen würde so die Überbevölkerungsproblematik einer „Endlösung“ zugeführt. Im Übrigen: Kinder, Säuglinge und Heranwachsende in den Knast.
Sollte Herr Tolmein seinen Artikel tatsächlich ernst meinen – woran ich nach wie vor zweifle –, möchte er sich in eine x-beliebige Zelle eines US-Gefängnisses begeben, wo er damit rechnen kann, mehrfach am Tag anal vergewaltigt zu werden. Til Schulz, Frankfurt am Main
Sehr schön, dass sich der Herr Tolmein nicht der Bigotterie der meisten deutschsprachigen Medien anschließen möchte, die Amerika wegen des Falles Raoul verteufeln. Schön auch, dass er darauf hinweist, dass Sexualstraftaten schwere Vergehen sind. Weniger schön hingegen, dass er vergisst, dass der elfjährige Junge, selbst wenn er schuldig wäre, nicht ins Gefängnis, sondern in Behandlung gehört. [Dann gehört wahrscheinlich so ziemlich die gesamte Menschheit in den Knast oder die Psychiatrie. Wohl nahezu jede/r Erwachsene hat in seiner Kindheit „Doktorspiele“ gespielt (Nach allem, was ich den Medien entnehmen konnte, gehört das Verhalten der beiden Kinder so bewertet.). Und schrecklich daran war eigentlich nur das Verhalten der Erwachsenen, wenn sie je davon „Wind bekamen“. Für diesen Elfjährigen nicht nur schrecklich, sondern einfach katastrophal! d.sin]
In diesem Fall ist die amerikanische Justiz moralisch im Unrecht, und das bei Tolmein durchklingende Argument, wer sich über Mehmet nicht beschwert habe, solle auch jetzt die Klappe halten, ist so zynisch wie schwachsinnig. Gunnar Lott, München
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