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Europas Radler im Nadelöhr

■ Weiterer Streit um Radweg vor Övelgönne gefährdet Hamburger Beitrag zu kontinentaler Fernradwegplanung

Der Spazierweg vor den schnu-ckeligen Lotsenhäusern in Övelgönne ist zwar einer der schönsten Hamburgs, birgt aber ein Problem: RadfahrerInnen, die von Blankenese in die Innenstadt strampeln wollen, müssen auf dem knappen Kilometer schieben. Und das geht nicht nur AlltagsradlerInnen auf den Keks. Gegenwärtig wird länderübergreifend gleich an drei Fernradwegen geplant, die alle durch dieses Nadelöhr müssen. Bis zu 1,6 Millionen Mark könnte das Projekt nach Schätzung der Umweltbehörde kosten.

Dass das so kostspielig werden könnte, ist einigen GrundstückseigentümerInnen am Elbufer zu verdanken. Wie die taz hamburg im Juni berichtete, weigern sie sich, einen Teil ihrer Grundstücke für einen Radweg am Strom entlang abzutreten. Dabei hätte ihnen die Stadt lediglich den Teil vor ihren Grundstücksmauern abkaufen wollen, auf dem heute schon ein Trampelpfad verläuft. Aus Sicht der Umweltbehörde besteht die einzige Alternative darin, den Radweg auf Stelzen im Wasser zu bauen.

Denn die Schiebestrecke könnte für Hamburg zur Blamage werden. Man stelle sich vor: Da radelt eine 5000 Kilometer auf dem geplanten Nordseeradweg entlang und in Övelgönne muss sie absteigen. Gleiches gälte für den Jakobs-Pilger auf der Route Trondheim – Santiago de Compostela und die Radtouristen auf dem Elbradweg Cux-haven – Dresden.

„Das ist ein so wichtiges Stück, da muss man nicht nach dem Geld fragen“, sagt Carsten Knoch vom VCD Hamburg. Der Geschäftsführer des alternativen Verkehrsclubs denkt nicht nur an die Touristen. „Es ist die Frage: Wie viele Leute kann man durch so eine Baumaßnahme noch aufs Rad bekommen“, sagt Knoch. Die Koalitionsvereinbarung sehe eine Verdoppelung des Radverkehrs bis 2010 vor. Zum Nulltarif sei das nicht zu haben.

Alle drei Fernradwege sollen nach den Vorstellungen des Senats in Hamburg über den Elbwanderweg zu den Landungsbrücken führen. Von dort aus würden Radler auf Nordsee-Tour mit der Fähre nach Finkenwerder und über den Landscheideweg zum Fernradweg Hamburg – Cuxhaven fahren. Am 5. Mai 2001 soll diese Strecke in Hamburg eröffnet werden.

Der Radweg Cuxhaven – Elbequelle könnte von den Landungsbrücken flussaufwärts der Radwanderroute 6 folgen und über Rothenburgsort sowie den Marschenbahndamm zur Landesgrenze führen. Ein Teilstück der Pilgerroute gibt es bereits heute als Ochsenweg in Schleswig-Holstein. Eine Nebenroute über Ochsenzoll und Zollenspieker könnte Hamburg östlich umgehen. Gernot Knödler

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