: Ärzte gegen AKW Krümmel
■ Leukämieerkrankungen: Prozess gegen Reaktor Krümmel am Montag. Übung gegen den GAU folgt am Sonnabend darauf
Die Klage zweier Mediziner auf Widerruf der Betriebsgenehmigung für das Atomkraftwerk Krümmel wird nächste Woche vor dem Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgericht (OVG) in Schleswig verhandelt. Das OVG hat Montag und Dienstag für die Verhandlung vorgesehen, erforderlichenfalls auch noch den Mittwoch. Wann mit einer Entscheidung aufgrund der mündlichen Verhandlung zu rechnen ist, vermochte das OVG noch nicht mitzuteilen.
Die beiden Ärzte, die in der Nähe des Reaktors wohnen, sind Mitglieder der internationalen Vereinigung Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW). Formal verklagen sie den atomkritischen Kieler Energieminister Claus Möller (SPD) auf einstweilige Stilllegung des AKWs und auf Widerruf der Betriebsgenehmigung.
Die Klage stützt sich im wesentlichen auf die „weltweit einzigartige Häufung kindlicher Leukämie“ in der Umgebung des Reaktors sowie auf „die Tatsache, dass der Reaktordruckbehälter anders gebaut wurde als genehmigt“, heißt es in der umfangreichen Klageschrift.
Seit 1989 sind nachweislich zehn Kinder und ein Jugendlicher, die im Umkreis von fünf Kilometern um das Atomkraftwerk wohnen, an Leukämie erkrankt. Drei von ihnen sind zwischenzeitlich gestorben. Damit weist die Gegend eine der weltweit höchsten Raten an Blutkrebserkrankungen auf. Nach neueren Untersuchungen gibt es ebenfalls eine statistisch auffällige Leukämierate bei Erwachsenen.
Die Kläger führen diese Erkrankungen auf den Betrieb des AKWs Krümmel zurück. Wissenschaftliche Studien konnten diesen Verdacht allerdings bislang nicht erhärten, aber auch nicht widerlegen.
Nahezu zeitgleich wird am Sonnabend, dem 6. November, in der bislang größten Katastrophenschutzübung im Norden die Beherrschung eines Unfalls im AKW Krümmel simuliert. Das Szenario geht von einem kerntechnischen Unfall unterhalb des „Super-GAU“ aus (taz berichtete ausführlich am 9./10. und 11. Oktober).
„Am Ende der Übung wollen wir wissen, ob unsere Stabsorganisation effizient genug arbeitet und unsere Katastrophenschutzplanungen ausreichend sind“, erklärte der schleswig-holsteinische Innenminister Ekkehard Wienholtz (SPD), der gestern in Kiel die Details der 120.000 Mark teuren Übung vorstellte. Sie wird von den vier norddeutschen Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gemeinsam durchgeführt. smv/lno
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