Rote Flora – die Chronik

■ Zehn Jahre und länger für das Gute und gegen den Staat.

1889: Eröffnung des „Concerthaus Flora“ im alten Tivoli-Garten.

1900: Der als „Crystallpalast“ verglaste Garten wird zum Varieté-Theater umgebaut.

Ab 1945: Wechselnde Nutzungen als Theater, Kino, Warenhaus.

1987: 1000 Töpfe zieht aus.

1988: Der Investor Fritz Kurz will auf dem Flora-Gelände für 30 Millionen Mark eine „Abspielstätte“ für sein Musical „Phantom der Oper“ bauen. Beunruhigung im Schanzenviertel.

1988, 21. April: Kurz läßt das Gebäude bis auf den vorderen Teil niederwalzen. Das Gelände wird pausenlos von der Polizei bewacht.

1988, 13. September: Der Senat gibt auf, Kurz gibt nach. Er baut seine Musicalstätte am Holstenbahnhof. Die entkernte Flora-Ruine wird von Interessierten winterfest gemacht und als Stadtteilzenrum genutzt.

1989, September: Floristen handeln einen sechswöchigen Überlassungsvertrag mit der Stadt aus.

1989, 31. Oktober: Der Überlassungsvertrag läuft aus.

1989, 1. November: Die Flora ist besetzt. Die Räumtrupps der Stadt kommen nicht.

1990, Juni: „Phantomenale Aktionstage“ gegen die Eröffnung des „Phantoms der Oper“.

1991, Mai: Floristen bauen einen Flora-Park hinter dem Gebäude.

1991, 23. Juli: Räumung des Parks. Auf der Hälfte des Geländes entstehen Sozialwohnungen.

1992, September: Besuch der Stadtentwicklungssenatorin Traute Müller. Sie will einen Nutzungevertrag und im ersten Stock eine Kindertagesstätte einrichten. Die Verhandlungen dauern Monate, bis sie...

1992, Dezember: ...scheitern.

1993, März: Freispruch für Ralf Gauger und Knud Andresen im Plattenlegerprozess. Die beiden waren angeklagt, im August 1991 Betonplatten auf Bahngleise gelegt zu haben.

1995, Juni: Nach einer Demonstration anlässlich einer Polizei-Razzia bei vermeintlichen Links-Terroristen (Stichwort „radikal“) gibt es Zusammenstöße mit der Polizei vor der Flora.

1995, 28. November: Die Flora brennt seit 2.30 Uhr. Der erste Stock und das Dach sind hin, der Rest vom Löschwasser durchnässt. Tagelang ist unklar, ob „der Kasten“ abgerissen werden muss. Brandstiftungsgerüchte werden entkräftet. Grund für das Feuer war vermutlich ein Kurzschluss.

1995, Dezember: Es geht weiter! Die Feuerkasse zahlt fast 500.000 Mark für Sanierungsarbeiten. Eine Solidaritätswelle rollt durch die Stadt, Dutzende von Freiwilligen beteiligen sich am Wiederaufbau.

1997, Sommer: Die offene Drogenszene etabliert sich um die Flo-ra.

1997, Oktober: Hinter der Flora wird eine Schutzhütte als Ersatz-Druckraum gebaut.

1998, April: Nächtliche Attacken auf Polizeiwagen im Viertel.

1999, Juli: Der „Neunerrat“, ein von den Bezirken Mitte, Eimsbüttel und Altona zusammengesetztes Gremium für Schanzenviertel-Belange, verlangt Vetragsverhandlungen. uwi