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■ Häkkinen ist Formel-1-Weltmeister – von Schumachers GnadenMilde Gabe aus Kerpen

Die skandalöse Formel-1-Saison 99 ist zu Ende, Mika Häkkinen (Mercedes-McLaren) ist Weltmeister. Wer das letzte Rennen am Sonntag gesehen hat, weiß auch warum: Ferraripilot Michael Schumacher ist mit gebremstem Schaum auf Platz zwei gefahren und hat dem Finnen Sieg und Titel geschenkt. Das passt zum Saisonverlauf. Lieber soll der große Konkurrent Weltmeister werden als der eigene Teamkollege Eddie Irvine. Die Turbozunft ist derart verludert, dass solche Intrigen gegen den eigenen Rennstall im Preis inbegriffen sind.

Die gebremste Fahrt von Schumacher wird nur wenigen aufgefallen sein, und doch gibt es Belege: Schumacher dominierte souverän das Zeittraining. Hier hat er noch einmal allen gezeigt, wer der Beste ist, vor allem seinem Teamkollegen Irvine, der eine runde Sekunde langsamer fuhr. Auch im Rennen war Schumacher der Schnellste, wie die Rundenzeiten eindrucksvoll belegen. Wann aber hat Schumacher jemals ein Rennen verloren, in dem er die besten Zeiten hingelegt hat und in dem sein Ferrari bis ins Ziel störungsfrei schnurrte? Und wann war er zuletzt aus der Pole-Position heraus so schneckenhaft gestartet? Der Finne konnte leicht davonziehen. Irgendetwas habe nicht funktioniert, sagte der Kerpener.

Vielleicht sein Kopf? Bei näherem Hinsehen entdeckt man gute Gründe für die Verweigerung im entscheidenden Rennen. Oft genug hatte Großmaul Irvine gegen den übermächtigen Stallkollegen gepöbelt. Nach dem schweren Unfall Schumachers war Irvine sofort in die Rolle der unterdrückten, eigentlichen Nummer eins geschlüpft, die jetzt, entbunden von den demütigenden Diensten des Wasserträgers, zum entfesselten Siegfahrer aufsteigt. Für jenen Irvine, der im Zeittraining, im direkten Vergleich, nie eine Chance hatte, der den Unfall schamlos ausnutzte, um sich als der jahrelang geknechtete wahre Champion aufzuführen, für den sollte Schumacher siegen? Niemals!

Es geht noch um etwas anderes: Wer wird Italiens Erlöser? Hätte Schumacher gewonnen, wäre Irvine Weltmeister und ein ganzes Land hätte ihn angebetet. Für immer wäre sein Bild in allen Bars Italiens im Herrgottswinkel über dem Ramazotti-Regal eingemeißelt. Nein: Im nächsten Jahr gibt Schumacher den Retter. Dann werden zu seinem Saisonfinale sämtliche Pfarreien der Emilia Romana die Glocken läuten, die Menschen auf die Piazza strömen und weinen, und Schumi wird für immer der Messias sein. Beim Papst war er ja schon. Manfred Kriener

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