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Mini-Mozart mit Macken

■ Als „Weihnachtsmärchen“ spielt jetzt im Theater am Goetheplatz Mozarts „Die kleine Zauberflöte“. Mit Oropax im Ohr ist es ein Genuss

Aua, das tut weh – mir jedenfalls: Für das diesjährige „Weihnachtsmärchen“ im Theater am Goetheplatz hat David Malazonia Mozarts großartige und subtile Musik der „Zauberflöte“ für sechs MusikerInnen berarbeitet. Unter dem Titel „Die kleine Zauberflöte“ ist diese Aufführung zwar sehr viel näher an der Musik des Komponisten (und auch am Originaltext Emanuel Schikaneders) als andere Neufassungen des Themas.

Doch bei einer derartigen Zusammenstreichung auf ein Mini-Orchestrierung sind die ungeheuerlichen dramaturgischen Wirkungen wie zum Beispiel das peischende d-moll beim Auftritt der Königin der Nacht oder auch die dreinschlagende große Orchesterdissonanz, wenn Tamino an den drei Pforten zurückgewiesen wird, schlicht vertan.

Die Softy-Akkördchen, die in Malazonias Bearbeitung vom Klavier, der Violine, der Flöte, dem Cello, dem Sopransaxophon und der Bassklarinette aus dem Orchestergraben kamen, waren einfach jammervoll. Die durch Intonationsschwächen auffallende Geige trübte diesen Eindruck noch weiter. Auch die vielen Stellen, die vom Charisma einer Stimme leben wie „Tamino mein!“ oder Paminas Todesarie „Ach, ich fühl's“ – aua!

Doch dieser musikalisch schmerzvollen Aufführung schimmerte ein Ansatz, der mir vertretbar erschien, aber viel zu wenig zum Tragen kam: die Überziehung und Parodierung der Musik, besonders an Stellen, die technisch für die singenden Schauspieler nicht mehr zu leisten waren. Die von drei Damen gleichzeitig gesungenen großen Koloraturen der Königin der Nacht waren zum Beispiel richtig witzig. Oder wenn die Schauspieler in ihrer Singerei deutlich machen konnten, dass sie eigentlich nicht singen können, hatte auch das zum Teil bestechende Komik. Und vertretbar auch, wenn vieles dann doch im Sprechgesang mündete.

Doch diese Aufführung ist nicht allein an einer Meckerei über eine Mozartbearbeitung zu berurteilen, sondern an der Inszenierung. Und da hat die Regisseurin Irmgard Paulis bei ihrer sechsten erfolgreichen Einstudierung des jährlichen Kinderstücks am Goetheplatz Allerbestes geleistet.

Sie konzentrierte das Spiel ganz auf die Volkstheaterebene des Schikaneder, trug kräftig auf, was beim tollpatschigen Papageno (Andreas Schäfer), der quirligen Papagena (Andrea Köhler), der sanft-entschlossenen Pamina (Eva Thärichen) und dem feig-mutigen Tamino (Erik Voß) herrlich kontrastierende Wirkungen hatte. Paulis Arbeit geht immer sehr stark von Archaismen aus, die sie nicht selten ironisch bricht – wie die echte und sich bewegende Pamina im Bilderrahmen, wenn Taminos Bildnis-Arie erklingt. Beides kam gut an beim jungen Publikum, erstaunlicherweise trotz der etwas „antiken“ Sprache.

Aber die gut herausgemeißelten Grundverhalten und Grunderlebnisse wirkten – durch Haltung, durch überzeichnende Deutlichkeit und durch sinnträchtige Lichteffekte. Dies nicht ohne die Unterstützung der wunderbaren Kostüme von Christine Mayer und des Bühnenbildes von Giovanni Carluccio. Es gab ein geradezu unvergessliches Bild: Zwei Anhänger des Sarastro vor überdimensionalen rot beleuchteten Büchern – Sinn und Unsinn des Lesens und Lernens gleichermaßen zeigend.

Ute Schalz-Laurenze

Viele Aufführungen der „Zauberflöte“ im Theater am Goetheplatz sind bereits ausverkauft. An folgenden Terminen sind aber noch Karten zu haben: 2.11., 13 Uhr, 3.11., 10 und 13 Uhr, 16.11. 18 Uhr, 17.11., 13 Uhr.

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