Amok in den Alpen

■ Ein 16-Jähriger erschießt vier Menschen in Bad Reichenhall. Motiv vorerst ungeklärt.

Bad Reichenhall (dpa) – Ein jugendlicher Amokläufer hat gestern im oberbayerischen Bad Reichenhall zwei Passanten erschossen und sechs Menschen teils lebensgefährlich verletzt. Als am Abend die Polizei nach mehreren Stunden Belagerung die Wohnung stürmte, in der sich der 16-Jährige mit mehreren Gewehren und einer großen Menge Munition aufhielt, fand sie auch dort zwei Tote. Der eine war der Schütze, die andere vermutlich seine Schwester.

Aus einem Fenster der elterlichen Wohnung feuerte der Täter „auf alles, was sich bewegt“: So hatte ein Polizeisprecher an Nachmittag die Lage geschildert. Den Ermittlungen zufolge hatte sich der 16-Jährige Zugang zum Waffenschrank seines Vaters verschafft. Der Tatort war weiträumig abgeriegelt worden. Den Beamten gelang es erst nach einiger Zeit, die Niedergeschossenen aus dem Schussfeld zu bergen – und zwar mit der gepanzerten Dienstlimousine des bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber. Stoiber befand sich nach Angaben der Polizei gerade im nahen Chiemgau und stellte den Wagen für die Aktion zur Verfügung – ohne zu zögern.

Bis zum Sturm auf das in der Nähe des Bad Reichenhaller Krankenhauses gelegene Haus war es der Polizei nicht gelungen, Kontakt zu dem Schützen aufzunehmen. Psychologen der Polizei versuchten vergeblich, den Täter zur Aufgabe zu bewegen. Nicht auszuschließen ist, daß sich der Junge zu diesem Zeitpunkt schon selbst erschossen hatte.

Die auf der Straße Erschossenen sind ein Mann und eine Frau, die zunächst nicht identifiziert werden konnten. Einer der Schwerstverletzten wurde zur Notoperation ins Landeskrankenhaus Salzburg geflogen.

Nach der ersten Alarmierung der Polizei in dem Kurort gegen 12.15 Uhr verloren die Beamten am Nachmittag für längere Zeit den Kontakt zu dem Amokschützen. Etwa eine Stunde vor Beginn der Dämmerung bereiteten die Sicherheitskräfte dann den Zugriff vor.