: Naturschutz in Israel, Jordanien und Palästina
Bis Ende der Sechzigerjahre galt es in Jordanien als schick, auf alles zu schießen, was sich in der Natur bewegte. Interessanterweise war es eine Hand voll Jäger, die damals feststellten, dass das Land auf eine Ökokatastrophe zusteuerte. Sie gründeten die Royal Society for the Conservation of Nature (RSCN), die damit faktisch aus dem „Königlichen Jagdclub“ hervorgegangen war. Sie schützt und managt heute sechs Naturreservate mit einer Gesamtgröße von über tausend Quadratkilometern.
Zu den Aktivitäten gehören auch Programme, mit denen vom Aussterben bedrohte Arten gerettet werden sollen. Tatsächlich gelang es beispielsweise, 1975 den nubischen Steinbock vor der Ausrottung in Jordanien zu bewahren. Die RSCN hat zudem an 750 Schulen des Landes Naturclubs eingerichtet, bildet Parkranger aus und repräsentiert Jordanien international im Umwelt- und Naturschutz.
Die Organisation Children for the Protection of Nature in Palestine (CPNP) betreibt das bisher einzige Zentrum für Umwelterziehung in den Autonomiegebieten. Vor allem Schulklassen aus ganz Palästina lernen in dem Zentrum die heimische Flora und Fauna kennen. Bisher wurden zudem rund vierhundert Lehrer in Naturschutzfragen ausgebildet. Darüber hinaus erstellt CPNP ökologische Gutachten und lässt Konzepte für neue Reservate ausarbeiten.
Weil Palästina genau in der Mitte zwischen Europa, Afrika und Asien liegt, beherbergt es verschiedene, sehr spezielle und einzigartige Ökosysteme. Einige werden vom mediterranen Klima beeinflusst, andere vom Wüsten- oder Gebirgsklima. Hinzu kommt das besondere Ökosystem im Jordantal. Jedes dieser Systeme hat seine eigene Flora und Fauna. In Palästina gibt es über 2.700 Pflanzenarten und 75 Säugetierarten. Von den fünfhundert Vogelarten sind hundert heimisch.
Die Society for the Protection of Nature in Israel (SPNI) wurde 1953 als gemeinnützige, nicht staatliche Organisation von ein paar Naturliebhabern gegründet. Heute hat sie etwa fünfzigtausend Mitglieder, betreibt landesweit 26 Ausbildungs- und Studienzentren und verfügt über 47 Ortsgruppen. 750.000 Menschen jährlich nutzen die Angebote von SPNI, darunter Birdwatching, Naturwandern und Ausstellungen.
Neben Umwelterziehung gehören Lobby- und wissenschaftliche Arbeit für den Naturschutz zu den Aktivitäten von SPNI. Wegen seiner außergewöhnlichen Lage an der Nahtstelle dreier Kontinente beherbergt Israel auf nur 23.000 Quadratkilometern allein über fünfhundert Vogelarten. Das internationale Forschungszentrum für Zugvögel in Latrun im Ayalontal wird jährlich von einer halben Milliarde Vögeln überflogen. Latrun wird bereits in der Bibel erwähnt. Dort befahl Joshua Sonne und Mond, über dem Ayalontal stehen zu bleiben.
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