Kommentar: Fröhliche Weihnachten
■ Warum die Männer am Billbrookdeich ein Zeichen der Stadt verdient hätten
„Weihnachten ist noch nicht“, bemerkte pflege & wohnen-Sprecherin Inge Prieß. Stimmt. Deshalb brauchen sich die Männer aus der Wohnunterkunft Billbrookdeich jetzt noch keine Sorgen um ihr Weihnachtsfest zu machen. Schließlich haben sie ja noch sechs Wochen Zeit bis zum endgültigen Auszugstermin. Und vielleicht gibt es ja als Geschenk auch eine eigene Wohnung. Schock als Chance. Oder blanker Zynismus.
Schon möglich, dass die Stadt Hamburg mehr Platz für Flüchtlinge braucht und sich dafür nicht so leicht entsprechende Einrichtungen finden lassen. Dass es deshalb leichter ist, bereits bestehende und von der Umgebung akzeptierte Einrichtungen umzuwidmen. Schon möglich, dass Weihnachten nicht mehr ist als ein Datum. Möglich, dass es den Männern wurscht ist, ob sie diesen Tag am Billbrookdeich oder woanders, mit Bekannnten oder Unbekannten verbringen. Aber wahrscheinlich ist das nicht.
Wahrscheinlich ist eher, dass es schön gewesen wäre, die Billbrookdeich-Bewohner hätten noch zwei Wochen länger bleiben können, wo sie teilweise seit 20 Jahren leben. Hätten noch einmal mit den Menschen Weihnachten feiern können, die sie wenigstens kennen. Natürlich freuen sich so diejenigen, die dann dort einziehen können. Natürlich haben die es ebenso nötig. Und es ist immer schlecht, die Bedürfnisse Bedürftiger gegeneinander auszuspielen. Niemand kann wohl sagen, wer es nötiger hat. Aber die Männer noch bis ins neue Jahr am Billbrrokdeich zu lassen, wäre wenigstens ein Zeichen gewesen. Sandra Wilsdorf
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