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Grüne feiern 20 Jahre

■ Erst gab es Bürgerschaftsabgeordnete, dann die Basis, dann den Grünen Landesverband

Dass die Bremer Grünen – alias Bremer Grüne Liste, BGL – schon vier Abgeordnete in der Bürgerschaft hatten, bevor sie erst danach auch eine Basis alias Landesverband bekamen, war gestern vor allem Anlass für Anekdoten über eine „handverlesene Gruppe, zu der niemand stoßen durfte“. Schon um 16 Uhr, zum Auftakt der „20-Jahr-Feier“ des Grünen Einzugs in die Bürgerschaft und der Gründung des Grünen Landesverbands, hielten 60 Personen den Sekt fest in der Hand und den Blick nach vorn gerichtet, in die Ecke unterm grünen Sonnenschirm, wo Mitarbeiter der Geschäftsstelle selbstgedichtete Klampfenlieder („Schröder wird immer blöder“) sangen – bevor dort der '79er Präsident der Bremer Bürgerschaft, Dr. Dieter Klink, Erfahrungen mit den ersten grünen Abgeordneten zum Besten gab.

„Ökopaxe, mit denen ich fertig werden musste. Die wollten nichts anerkennen. Nicht die Sitz- oder Geschäftsordnung, offiziell wollten sie nicht mal Bremer Grüne Liste heißen – und außerdem unbedingt eine Fraktion sein.“ Dass dieser Status für nur vier Abgeordnete nicht vorgesehen war, „haben die einfach nicht eingesehen. Vier Jahre lang haben sie sogar das Bundesverfassungsgericht beschäftigt – aber bevor Karlsruhe entschied, hatte die Gruppe sich aufgelöst.“ Auch sonst gefiel dem ehemaligen Bürgerschaftspräsidenten manches nicht. „Es regnete ständig Flugblätter. Die hatten ja ein ganz enges Verhältnis zur Öffentlichkeit, die immer auf der Tribüne war“ – während die Grünen Abgeordneten übrigens fast darunter saßen. Nach ganz hinten in den Plenarsaal hatte er sie verbannt und lacht heute: „Hauptsache weit weg“ – diese vierköpfige Gruppe, die, anti-hierarchisch, immer zwei Vorsitzende und zwei Vertreter hatte. Im Rotationsprinzip. „So dass man nie wuss-te, woran man war. Aber jeder redete da sowieso wie er wollte.“ Drei Männer und einer Frau waren das. „Damals die einzige Opposition in Bremen“, erinnerte die jetzige Abgeordnete Caroline Linnert in ihrer Rede. „Ähnlich wie heute.“

Gekommen war von den Abgeordneten der ersten Stunde gestern nur Peter Willers („ich bin schon lange kein Mitglied mehr. Aber die grüne Idee ist gut“). In Abwesenheit erinnert wurde an Olaf Dinné („den Dominanten. Der züchtet heute Ziegen“), an Axel Adamietz („der gehörte dann ja zu den Schwarz-Grünen und ging später zur FDP“) und an Delphine Brocks („irgendwo in Frankreich“). Zu Klinks Bedauern: „Nachdem sie vorm Parlament geredet hatte, küsste sie immer ihre drei Abgeordneten. Diese Sitte verschwand leider mit Brocks.“

Für die Partei hielt Linnert die Rede und erinnert an „einströmendes K-Gruppen-Junggemüse“, die erste Rotationsblockade durch Christine Bernbacher, den „Grünen Montag“ und den Streit um eine Beteiligung an der Ampel, die erst in einer zweiten Abstimmung die Mehrheit bekam. „Die taz nannte uns grüne Gartenzwerge“ – aber ganz schlecht sei man nicht gewesen. Bis diesen Sommer stieg die Zahl der Abgeordneten. ede

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