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„Alles noch chaotischer“

■ Massenentlassung bei AlliedSignal: 700 Mitarbeitern droht die Kündigung

Schock für die Belegschaft des Bremsbelägeherstellers „AlliedSignal“ in Reinbek. Auf einer Betriebsversammlung kündigte gestern Geschäftsführer Laurent Hebenstreit an, 700 Mitarbeiter bis Ende 1996 vor die Tür zu setzen. Betriebsrat Michael Petersen über die Stimmung in der Belegschaft: „Es ist nicht auszuschließen, daß es demnächst zu spontanen Kampfmaßnahmen kommen wird.“ Die Reinbeker Firma ist eine Tochter des gleichnamigen US-Konzerns und hieß bis vor zwei Jahren noch „Jurid-Werke“.

Die Geschäftsleitung begründet den Kahlschlag mit zu erwartenden Verlusten von 18 Millionen Mark in diesem Geschäftsjahr. Deshalb müßten die (Personal-)kosten für die derzeit 1 700 Beschäftigten gesenkt und die Organisationsstruktur gestrafft werden. Zudem werde die Produktion von Trommelbremsbelägen und „organischen Industriebelägen“ (Kupplungen) stillgelegt und ins Ausland verlagert. Die US-Zentrale beschäftigt weltweit 90.000 Menschen.

Beim Betriebsrat stößt der Kahlschlag auf Unverständnis. Mit 295 Millionen Mark Umsatz liege das Werk weit über der für 1996 prognostizierten Marke von 263 Millionen Mark. Die durch die Massenentlassungen erhoffte Rendite von acht Millionen Mark für das nächste Jahr wären auch schon für 1995 veranschlagt und nicht erreicht worden.

Betriebsratsvorsitzender Harald Gärtner: „In dem Laden muß etwas passieren.“ Aber die Geschäftsführung habe wieder einmal nur ein einziges Rezept: Personalabbau. Und das, so Gärtner, „macht sie schon seit Jahren, und es ist hier nichts besser geworden, sondern immer chaotischer.“ kva

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