: Mehr Natur
■ Die Hamburger Initiative „Sport mit Einsicht“ setzt sich für mehr Umwelt-schutz im Sport ein Von Olaf Zühlke
Sportliche Bewegung an der frischen Luft ist nachweislich gesund. Fahren indes Formel-1-Wagen stundenlang im Kreis herum, fragt sich so mancher, was von der frischen Luft noch übrigbleibt. Aber nicht nur die schnellen Stinkekisten belasten die Umwelt. Auch scheinbar harmlose Freizeitsportler freveln häufig unbewußt wider den ökologischen Geist.
Gerade Sportarten, die in enger Verbindung zur Natur stehen, können Schaden anrichten: Wenn Taucher oder Kletterer in noch weitgehend unberührte Areale eindringen, führt das oft zu starken Beeinträchtigungen der Lebensräume vieler Tier- und Pflanzenarten. Kutschieren die Fitnessfreunde dann noch ihre teuren Sportgeräte massenhaft mit dem Privatwagen hinaus ins Grüne, wird der Sport schnell zur ernsten Umweltbedrohung.
Dabei sind nur wenige Sportarten von vornherein naturzerstörend – es kommt immer auf die Art und Weise der Ausübung an. „Radfahren ist die umweltfreundlichste Art der Fortbewegung“, erläutert der Hamburger Sportwissenschaftler Thomas Wilken, „aber Mountainbiking abseits befestigter Wege ist extrem umweltschädigend.“ Wilken ist Geschäftsführer der Initiative Sport mit Einsicht, die sich für umweltverträglichen Sport und Sporttourismus einsetzt. Keine Bürgerinitiative, sondern ein Zusammenschluß unterschiedlicher Verbände: Mitglieder sind der Deutsche Sportbund (DSB) oder die Hamburger Sportjugend, aber auch der Deutsche Hängegleiterverband.
Von den eher symbolischen Mitgliedsbeiträgen könnten die zweieinhalb festen Mitarbeiter aber nicht einmal das Recycling-Papier für das Büro bezahlen. Sie sind auf Untersuchungen angewiesen, die von Behörden oder Organisationen in Auftrag gegeben werden. Ein vom Bundesinnenministerium finanziertes Modellprojekt etwa wurde in Zusammenarbeit mit dem Eimsbütteler TV durchgeführt: Acht Monate lang wurde der Verein systematisch nach Umweltgefährdungen durchforstet, am Ende standen bessere Lösungen – von der naturnahen Rasenpflege bis zum abfallarmen Vereinsfest. Die Ergebnisse wurden in der Broschüre „Der umweltbewußte Sportverein“ verallgemeinert und zusammengefaßt. Zur Zeit arbeiten die Herausgeber an einem ausführlichen Handbuch zum gleichen Thema, Anfang nächsten Jahres soll es fertig sein.
Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt der einsichtigen Sportler liegt in dem Versuch, Naturschutz in der Schulung der Übungsleiter zu verankern. Deshalb veranstalten sie Fortbildungsseminare, möglichst für die „Ausbilder der Ausbilder“, in denen Formen naturbewußter sportlicher Aktivität präsentiert werden. Beim Lauftraining können die Trainer beispielsweise darauf hinwirken, daß nicht die reine Leistung, sondern auch das Naturerlebnis zählt. „Der Läufer kann den Blick schweifen lassen und seinen eigenen Körper als Teil der Natur erfahren. Die Sportler entwickeln so mehr Sensibilität für die Umwelt“, sagt Wilke.
Dessen Verpflichtungen sind vielfältig – es gibt nicht allzuviele Experten auf seinem Gebiet. So ist er Mitglied der Jury, die den HEW-Preis „Sportler starten für die Umwelt“ vergibt. 39 Hamburger Vereine haben Bewerbungen eingereicht, die Preisvergabe ist am 28. November. Schirmherr der Veranstaltung ist kein geringerer als Uwe Seeler. Nur eine Pflichtaufgabe für den ambitionierten Sportartikel-Vertreter? „Im letzten Jahr hat er sich sehr für das Thema engagiert“, verteidigt Wilke Uns Uwe, „hoffentlich bleibt das auch so, wenn er HSV-Präsident ist.“
Die Broschüre „Der umweltbewußte Sportverein“ ist bei Sport mit Einsicht (%410 59 69) erhältlich.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen