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■ StandbildGlücksfee

„Morgen gehört der Himmel dir“, Di., 20.15 Uhr, Sat.1

Es gibt nichts Tragischeres auf der Welt als ein sterbendes Kind. Und es gibt nichts Billigeres als den Versuch, so ein Sterben dramatisch zu verstärken. Ein Melodram, das auf einer Kinderkrebsstation spielt, bewegt sich also zwangsläufig auf dünnem Eis. Wobei es nicht um einen Verzicht auf das Thema geht, sondern um die Art seiner Gestaltung. Regisseurin Ute Wieland hat sich mit Würde daran versucht und ist keineswegs gescheitert. Dennoch konnte man am Ende von „Morgen gehört der Himmel dir“ nicht zufrieden sein.

Anne will nach Kinderpause und Umzug wieder als Krankenschwester arbeiten. Ihr Banker-Gatte möchte lieber eine Frau, „die ihm zu Hause den Rücken frei hält“. Da das Fernsehen sie des öfteren abbildet, scheint es solche Männer tatsächlich noch zu geben. Der vorprogrammierte Konflikt wird noch gefühlsverstärkt: Denn frei ist nur eine Stelle auf der Kinderkrebsstation. Die psychische Bürde dieser Arbeit nimmt Anne mit nach Hause, wo sie auf wenig Verständnis trifft. „Warum musst du dich damit belasten“, ruft ihr Krawatten-Hengst, und das ist keine Frage, sondern ein Vorwurf. Hier Annes Verantwortung für Frank, den leukämiekranken Waisen, da Annes Mann in den Armen einer Trostspenderin. Doch die Erzählung konzentrierte sich, Gott sei Dank, auf das Verhältnis zwischen Krankenschwester und Kind. An Märchenhaftigkeit wurde da – hüstel – nicht gespart.

Was so weit in Ordnung ging, denn es half dem Zuschauer, bei den kranken Kindern auszuhalten. Die Darsteller waren exzellent; besonders den Kindern wurde einiges abverlangt. Im Ganzen war die Geschichte feinfühlig inszeniert, was über die Versöhnlichkeit des Drehbuchs (Wolfgang Gensheimer) nicht hinweg zu täuschen vermochte. Es irritierte weniger der altbackene Kontrast von helfender Mütterlichkeit und männlichem Karrieretum als vielmehr die Bereitwilligkeit, mit der Anne sich letztlich in die von ihr erwartete Rolle als philanthropische Gattin findet. Franks Tod war traurig – das hier auch. Anke Westphal

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