Stimmungsvolle Unsportlichkeit

■ Die BCJ Tigers unterliegen Alba Berlin mit 81:94 und scheitern an ihrer eigenen Ungenauigkeit

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie durch eine feine, gezielte Unsportlichkeit Stimmung in die Halle gezaubert werden kann. Knappe 35 Minuten waren im Match zwischen den Bundesliga-Aufsteigern BCJ Tigers und dem Meister Alba Berlin gespielt. Die Hauptstätder führten so deutlich, wie man das von einer Überfliegermannschaft erwarten durfte.

Dann flippte Frankie King aus. Welche Provokation des Hamburgers Mike Penberthy vorangegangen war, ließ sich nicht mehr klären. Doch aus irgendeinem Grund nahm der Berliner Guard King seinen Gegenspieler zunächst in den Schwitzkasten, um ihn gleich darauf, den Hals würgend, vom Spielfeld zu schleifen. Den Schiedsrichtern blieb nicht anderes übrig, als King des Feldes zu verweisen. Dieser reagierte weiterhin rodmanesk, besser klinsmannesk: Beim Abgang in die Kabine trat er eine am Spielfeldrand aufgebaute Pappflasche eines Sponsors zusammen.

Die aufgebrachte Aktion des Guards der Hauptstädter brachte den Spitzenreiter in Bedrängnis. Die Schiedsrichter ahndeten die Kampfszene mit drei technischen Fouls – zwei gegen King, eins gegen die Bank – und sechs Freiwürfen, von denen Penberthy fünf verwandelte und damit den Rückstand auf 72:85 verkürzen konnte. In den restlichen fünf Minuten versuchten die Tiger dann alles, um das Spiel noch umzubiegen. Allein, die 81:94-Niederlage konnten sie denn doch nicht vermeiden.

Dabei sah es in den ersten neun Minuten so aus, als könnten die Hamburger durchaus mithalten. Schnell erarbeiteten sie sich sechs Punkte Vorsprung, bevor Alba mit hervorragender Abwehrarbeit das Blatt wendete. Zwar waren die Hauptstädter unter dem gegnerischen Korb nicht so erfolgreich wie gewohnt, ließen aber kaum Punkte der Tigers zu, so dass zur Halbzeit ein ordentlicher 47:30-Vorsprung zu Buche stand.

Ein Grund für die deutliche Führung war auch die Abschlussschwäche der Hanseaten. Gerade einmal 40 Prozent ihrer Würfe landeten im Korb. Vor allem Center Marc Suhr sowie die Power Forwards Gerry Wright und Adebayo Akinkunle versiebten gleich serienweise, während beispielsweise Albas Henrik Rödl acht von neun Würfen versenkte. Und wenn der BCJ alle seine Freiwürfe verwandelt hätte, wäre ein Sieg nicht unmöglich gewesen. Auch hier versagte mit Suhr ausgerechnet einer der erfahrensten Spieler: Er traf aus 4,60 Metern bei neun Versuchen nur zwei Mal.

Immerhin bleibt am Ende ein Trost für Frankie King: Eine Sperre für die kommenden Spiele hat er nicht zu erwarten. Trotz seines tätlichen Angriffs sprachen die Schiedsrichter nur eine Matchstrafe aus. „Da muss irgendwas Schlimmes gewesen sein, sonst wäre er nicht so ausgerastet“, urteilten sie. Der gerechte Lohn für einen, der weiß, wie man Stimmung macht. Eberhard Spohd