Frauenakt mit Jesus

■ Seit gestern sind Unter den Linden die Jesus-Fotos von Bettina Rheims zu sehen

Im Kronprinzenpalais sind seit Sonntag die umstrittenen Jesus-Fotos der Franzosen Bettina Rheims und Serge Bramly zu sehen, die in Frankreich zum Teil heftige Proteste hervorgerufen haben. Stein des Anstoßes war vor allem eine nackte junge Frau am Kruzifix. In der Buchausgabe waren sie in Deutschland überwiegend auf ein positives Echo gestoßen, betonte dazu das Deutsche Historische Museum, das die 85 zum Teil über ein Meter mal ein Meter großen Fotos unter dem Titel „I. N. R. I.“ bis zum 29. Februar 2000 zeigt.

Auf den Bildern wird Jesus von verschiedenen Darstellern verkörpert. Die Heilsgeschichte spielt sowohl am Mittelmeer wie auch in verlassenen Garagen, Fabriken und Krankenhäusern bei Paris.

Bettina Rheims hatte bereits seit Anfang der 90er-Jahre mit anderen spektakulären Fotoprojekten in Frankreich für Furore gesorgt. Ungeachtet der Tatsache, dass ihre kunstvoll arrangierten Aktfotos die Öffentlichkeit provozierten, berief sie der Elysee-Palast 1995, um das offizielle Präsidentenfoto Jacques Chiracs aufzunehmen.

Über die Proteste gegen ihre „I. N. R. I.“-Fotos sagte Rheims, die zur Ausstellungseröffnung nach Berlin kam, am Wochenende in einem Zeitungsinterview: „Es war wirklich entsetzlich ... Das Buch wurde verteufelt, wir sind mit dem Tode bedroht worden, es wurden Schaufenster von Anhängern der rechtsextremen 'Front National‘ eingeworfen, meine Bücher wurden mit gelben Sternen und der Aufschrift 'Rühr meine Religion nicht an‘ beklebt, in Bordeaux war sogar ihre Auslage für drei Wochen verboten worden.“

Sie selbst habe zuvor nie die Bibel gelesen, sagte die Fotografin, deren Eltern Juden sind. Es sei für sie auch lange undenkbar gewesen, Deutschland zu besuchen. Ihr 90-jähriger Vater komme jetzt wegen ihrer Ausstellung zum ersten Mal nach Berlin. dpa