: Schweizer und Franzosen protestieren gegen WTO
■ Morgen startet die Seattle-Runde zur weiteren Liberalisierung des Welthandels
Paris/Genf/Berlin (AP/dpa/taz) – Unter dem Motto „Die Welt ist keine Handelsware“ haben am Wochenende zehntausende in Frankreich und der Schweiz gegen die geplante weitere Liberalisierung des Handels protestiert.
Wenige Tage vor Beginn der so genannten Millenniumsrunde der Welthandelsorganisation WTO demonstrierten allein in Paris zwischen 5.000 (Polizeiangaben) und 20.000 (O-Ton Veranstalter) Menschen. In Genf zogen rund 3.000 BäuerInnen und Angehörige der Hausbesetzungsszene, gemeinsam vor das Gebäude der WTO. In Seattle, wo die WTO-Konferenz morgen beginnt, wurde Jose Bove, einer der führenden AktivistInnen, begeistert empfangen.
Auch für den Beginn der Konferenz sind Aktionen geplant. So ruft der US-amerikanische Gewerkschaftsbund AFL-CIO zu einer Demonstration auf am Veranstaltungsort auf, Basisgruppen wollen eine Menschenkette um das Kongresszentrum bilden. Für die Besteigung von Hochhäusern haben WTO-GegnerInnen eigens an Kletterkursen teilgenommen.
In Deutschland mobilisieren nicht nur FreihandelsgegnerInnen zum morgigen Global Action Day, sondern auch KritikerInnen der Weltausstellung Expo. Sie setzen dabei auf dezentrale Konzepte wie die der Anti-Castor-Bewegung.
Trotzdem dürfte die Beteiligung hier eher spärlich ausfallen: In der hiesigen Protestszene ist der Aktionstag bisher kaum diskutiert, geschweige denn mit eigenen Inhalten gefüllt worden. Diese Schwäche wird auch am Berliner Aufruf zu einer „Spackparade gegen Umstrukturierung und Neoliberalismus“ deutlich, die morgen Abend stattfinden soll. Einerseits halten es die InitiatorInnen für angebracht, „entlang einer Strecke zu paradieren, die mit ihren Restaurants, Livestyle-Geschäften, Edelboutiquen fast schon zum Sinnbild neoliberaler Umstrukturierung geworden ist“, andererseits distanzieren sie sich wortreich von jeder „Anti-BonzInnen-Kiez-Romantik“. Peter Nowak
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