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Herr Franz“ kommt auch nach Bangkok

■ Mit Charme und Geschenken buhlt WM-Bewerber Beckenbauer um die Gunst der Thailänder

Bangkok (taz) – Bravo Beckenbauer! Diplomatisch geschickt zog sich der Ex-Fußballer gestern in Bangkok aus der Affäre, als ihm die unvermeidliche Frage gestellt wurde: „Herr Franz, warum sind die asiatischen Fußballmannschaften so schlecht?“ In den letzten Jahren, charmierte der Präsident von „Bayöhn Munschön“ raffiniert, werde es „immer schwerer, gegen die Asiaten anzutreten. Machen Sie weiter so!“ Das Publikum, überwiegend thailändische Sportreporter, lächelte erfreut. Einige hatten zur Feier des Tages sogar ihre Bundesliga-Hemden und Bayern-München-Sticker angelegt.

Die Pressekonferenz war Teil einer Tournee, die Beckenbauer durch die Welt treibt, um für Deutschland als Austragungsort der Weltmeisterschaft 2006 zu werben. „Wieviel Geld können Sie denn für Ihre Kampagne ausgeben?“, fragte pragmatisch eine junge thailändische Kollegin, die viel von der Korruption bei den Olympia-Bewerbungen gehört hatte. „Wir haben 16 bis 20 Millionen Mark zur Verfügung“, erklärte Beckenbauers Berater Fedor Radmann. Da fallen natürlich auch ein paar Geschenke für Thailand ab. Ein Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft im Jahr 2001, ein Besuch von Bayern München, ein Jugendfußballer-Austausch und ein Hilfsprojekt für Behinderte, finanziert aus der Franz-Beckenbauer-Stiftung. Die Idee, sagte er freundlich, sei ihm beim Bier mit dem deutschen Botschafter auf der Terrasse am Chao-Phraya-Fluss gekommen. „Vielleicht 50.000 oder 100.000 Mark. Das ist gutes Geld.“

Inzwischen hatten einige Presseleute die Werbebroschüre sorgfältig studiert: „Deutschland ist doch wieder vereinigt“, meldete sich einer. „Ja“, bestätigte Beckenbauer. „Warum liegt von den 16 für die Weltmeisterschaft ausgesuchten Stadien denn nur eines in Ostdeutschland, in Leipzig?“ Da zögerte der Münchner kurz, lächelte und sagte: „Zwei. Mit Berlin.“

Jutta Lietsch

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