: Ideen scheitern an Firma Schule
Beim 2. Schülerforum ist nur die Wirklichkeit ein Problem ■ Von Sandra Wilsdorf
SchülerInnen wollen mitbestimmen. Darüber, wie und was sie lernen. Und darüber, wie sie dafür bewertet werden. Montagabend diskutierten sie mit Schulsenatorin Rosemarie Raab (SPD), Politikern, Behördenvertretern, Eltern und anderem Interessierten über die Ergebnisse des 2. Schülerforums „Lasst uns Schule verbessern! Wie wollen wir Unterricht mitgestalten?“
Dazu haben die SchülerInnen Forderungen formuliert: Sie wollen über ihre Rechte und Mitbestimungsmöglichkeiten aufgeklärt werden, Lehrpläne sollen verständlich formuliert und auch für SchülerInnen zugänglich sein, in Thementagen und -wochen soll es fächerübergreifendes Arbeiten zu Themen nach Wahl geben – und Schüler sollen viel häufiger den Unterricht übernehmen. Eigenverantwortlich wollen sie arbeiten und ihre Ergebnisse präsentieren. Und wenn sich jemand für die Schule engagiert, soll das auch im Zeugnis gewürdigt werden.
Zu diesem ersten Forderungskatalog konnte die Schulsenatorin nur nicken: „Das meiste davon steht so im Schulgesetz.“ Alles, was die PennälerInnen fordern, sollte es an Hamburger Schulen eigentlich längst geben. „Wenn das so wäre, dann säßen wir jetzt hier nicht“, bemerkte ein Schüler dazu.
In einer zweiten Runde gab es weitere Ideen: LehrerInnen müssen die Kriterien, nach denen sie bewerten, gemeinsam mit Schülern entwickeln. Geht es dann an die Noten, können die SchülerInnen mitreden und der Klassensprecher soll ein Vetorecht haben. „Wir wollten genau das ins Schulgesetz einarbeiten, aber die Schüler haben es abgelehnt, weil sie die Klassensprecher nicht mit so viel Macht ausstatten wollten“, sagte Raab. Aber wenn die SchülerInnen das nun doch wollten, bei ihr würden sie damit offene Türen einrennen. Diskussionen gab es dann noch darüber, ob es ein tatsächliches Vetorecht oder eine Mitsprachemöglichkeit sein soll.
SchülerInnen wünschen sich außerdem regelmäßige Konferenzen aller LehrerInnen und SchülerInnen eines Jahrgangs, Kurs- oder Tutorengruppensprecher und regelmäßige Planungsstunden. In denen könne man über Probleme in der Klasse sprechen, und LehrerInnen könnten die jeweils nächste Unterrichtseinheit vorstellen.
Auch gegen diese Vorschläge hatte die Schulsenatorin nichts einzuwenden: „Auch davon ist vieles schon per Gesetz geregelt. Natürlich müssen die Lehrer beispielsweise über ihre Kriterien der Leis-tungsbewertung informieren.“
Offenbar ist es die Umsetzung, an der es hapert. „Reden Sie doch mit dem betreffenden Lehrer, wenn Sie sich ungerecht benotet fühlen“, schlug jemand vor. „Das machen Sie nur genau einmal“, antwortete ein Schüler.
Und ein anderer fügte hinzu: „Lehrer und Schulleitung, die sind doch von derselben Firma. Mitspracherecht einzufordern klingt ja ganz gut. Aber diese Vetternwirtschaft muss man erstmal auflösen.“ Wie das gelingen kann, darum ging es bei der Diskussion noch nicht. Die SchülerInnen waren trotzdem zufrieden: „Unsere Erwartung, dass die Senatorin uns ernst nimmt, wurde zumindest nicht enttäuscht“, sagt Steven Galling, Geschäftsführer der SchülerInnenkammer.
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