Weniger Besucher als erwartet

■ Friedensuniversität muß wegen geringerer Besucherzahlen auf Spenden zurückgreifen / Verbilligte Karten sorgten bei der Halbzeitbilanz für Einnahmeausfall / Projekt ist aber "nicht in Gefahr"

Die Veranstaltungen der Friedensuniversität sind „viel weniger besucht, als wir gedacht haben“, erklärte gestern Geschäftsführer Uwe Morawetz zur Halbzeit der einmonatigen Sommeruniversität. Morawetz führte dies vor allem auf negative Presseberichte zurück, die viele Besucher verunsichert hätten.

Trotz der geringeren Besucherzahlen werde die Friedensuniversität aber nicht in die roten Zahlen geraten. Die Beiträge von 800 zahlenden Teilnehmern decken zwar nur 70 Prozent der Kosten in Höhe von einer Million Mark ab. Der fehlende Betrag werde aber über Spenden reinkommen, so Morawetz. In Gesprächen mit Privatpersonen, Firmen und Stiftungen habe man entsprechende Zusagen erhalten. Teilweise seien Gelder auch schon überwiesen worden. „Ich bin sehr optimistisch.“

Dagegen erklärte Bonger Vobis, der Pressesprecher der Friedensuniversität: „Es ist wahnsinnig eng mit dem Geld. Wir brauchen auf jeden Fall noch Unterstützung durch Spenden.“ Die Hauptursache für die Finanzprobleme sieht er in den verbilligten Karten. „Kaum jemand hat den vollen Monatsbeitrag von 1.470 Mark bezahlt. Die meisten Monatskarten seien zum ermäßigten Studentenpreis von 740 Mark verkauft worden. „Die meisten Einnahmen kommen über Tages- und Wochenkarten“, so Vobis. Auch hier hätten viele die Ermäßigung „für Personen mit niedrigem Einkommen“ in Anspruch genommen. „Damit haben wir ein Schlupfloch geschaffen, durch das wir jetzt unter finanziellen Druck geraten“, sagte Vobis. Die Friedensuniversität sei aber „nicht in Gefahr“. Morawetz rechnet damit, daß für die weitere Arbeit der Friedensuniversität Geld übrigbleibe, wenn auch nicht soviel wie erhofft.

Etwa 15 ReferentInnen haben ihre Veranstaltungen kurzfristig abgesagt, darunter Lotti Huber, Dieter Kronzucker, Renan Demirkan und Maneka Gandhi. Auch Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth mußte wegen anderer Termine absagen. Wie Morawetz betonte, seien jedoch 90 Prozent der Referenten erschienen.

Die Initiativen, die aus der Sommeruniversität entstanden sind, sollen Ende des Monats vorgestellt werden. Als ein Beispiel nannte Pressesprecher Vobis gestern einen Gesprächskreis, in dem es um die Aufarbeitung von Kriegserfahrungen gehe. Dieser sei spontan aus einem der täglichen offenen Foren entstanden. Zwei ehemalige Wehrmachtssoldaten hätten dort über ihre Schuldgefühle und die fehlenden Möglichkeit der Aufarbeitung gesprochen. „In den USA gibt es therapeutische Angebote für Vietnam-Veteranen. In Deutschland wird Kriegsteilnehmern nur Schuld, Schuld, Schuld zugeschoben“, so Vobis. Der Austausch, an dem auch der frühere Vietnam-Soldat Claude Thomas und ein ehemaliger DDR-Offizier teilgenommen hätten, habe statt der geplanten Stunde dreieinhalb gedauert. Dorothee Winden