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Abfälliges Slangwort

■ betr.: „Jackos Pimmel bekam Flügel“, taz vom 31. 7. 95

Vielleicht lag es an Jackos beflügeltem Pimmel, daß das (abfällige) Slangwort für Jude in der Notiz über Popstar Jackson auch in den Luftraum verlegt wurde: kite = Spielzeug- oder Sportdrachen hat zwar auch Slangbedeutung und kann u. a. jede Art von Flugzeug, ein Schiffssegel oder auch einen wehrlosen Scheck bezeichnen, aber keinen Juden. Das Slangwort, besser nennt man es wohl Schimpfwort, für Jude lautete kike und leitet sich nach Leo Rosten: „The Joys of Yiddish“, zitiert in Eric Partridges „Dictionary Of Slang And Unconventional English“ folgendermaßen her: Analphabetische, jüdische Einwanderer machten ihr Unterschriftszeichen nicht in der Form eines Kreuzes, sondern als Kreis, jiddisch kikel. Bernd Zeun, Gießen

Dummer Fehler, schlaue Anmerkung der Wahrheits-Redaktion: Die sprachliche Ähnlichkeit von „kike“ (engl. Schimpfwort für Jude) und „kite“ (Drache) spielt auch eine Rolle in der Kurzgeschichte „Unten beim Boot“ von J.D. Salinger („Der Fänger im Roggen“). In der Geschichte, die Rassismus und Antisemitismus thematisiert, wird eine kleiner Junge mit der Bemerkung konfrontiert, daß sein Vater ein „großer, schlampiger kike“ sei. Die Mutter tröstet das weinende Kind und fragt: „Weißt du, was ein kike ist, Baby?“ Und der Kleine antwortet: „Es ist so ein Dings, das in die Luft steigt, das man an einer Schnur festhält.“ Erleichtert atmet die Mutter auf und lädt den Jungen zu einer Segeltour mit dem Vater ein.

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