■ UrDrüs wahre Geschichten
: Borttscheller zum Beinheben

In relativer Geschlossenheit wehrt sich die taz bremen gegen den öffentlichen Dank, der den St.Pauli-Nachrichten durch die Berliner Zentralredaktion für solidarische Hilfe bei der sogenannten Tittentaz vom vergangenen Wochenende zuteil wurde. Ohne mich auf die Inhalte des Konflikts einzulassen, muss allerdings doch an die positiven Traditionen der St. Pauli-Nachrichten erinnert werden: Unter Redakteuren wie Horst Tomayer, Peter Dahl und anderen revolutionären Lichtgestalten war dieses inzwischen etwas heruntergewirtschaftete Objekt in den 60-er Jahren nicht nur das geilste, sondern auch freieste Tagblatt der Republik und hat zum Beispiel Leute wie Fritz Teufel und Krischan Ströbele erst auf die Idee gebracht, zur Gründung der taz aufzurufen. Soviel aus dem Institut zur Kulturgeschichte der Widerspenstigkeit, denn der Geist der Veränderung schreibt auch auf krummen Zeilen grade ...

Ach, liebe, liebe Ditha! Vor Wochen habe ich dich und deinen Mann Ralf an dieser Stelle schon gewarnt vor der schlechten Gesellschaft, in die ihr als tolerantes Traumpaar der Christenunion auf der Suche nach Gleichgesinnten geraten seid: Jetzt, wo der gute hanseatische Name Borttscheller in Bremen zum allgemeinen Beinchenheben freigegeben ist, habt ihr die Botschaft hoffentlich verstanden! Nur weil Ditha ein bisschen an den Wertungslisten für ihr Handicap beim Golfen gefingert haben soll, wird die einst so Umschwärmte im Club zur Vahr kaltgestellt – nennt man das kumpelig? Kein Kneipenskatclub in Findorff würde einen Aufstand machen, wenn sich einer auf dem Punktezettel vertut. Und im Waller Zockerkeller gehört ein bisschen Schummeln geradezu zum guten Ton! Wenn es da doch mal was zu klären gäbe, würde man es mit einer Rutsche Tequila bewenden lassen, ohne dass der Rest der Welt das irgendwie mitbekäme ... Lasst diese miesen Typen doch in ihrer stinkfeinen Nobel-Ecke verkommen. Werdet Mitglied bei der Wilden Schläger-Liga in Alfonsos Minigolf-Paradies an der Erdbeerbrücke Es gibt ein Leben jenseits vom miefnickeligen Overniggeland!

Auch wenn Kopfnoten in Bremen künftig (noch) nicht Kopfnoten heißen sollen – dass es sie geben wird, steht für die Großkotzionäre inzwischen als bildungspolitisches Glaubensbekenntnis fest. Doch wer da richten will, der soll gerichtet werden: Und habe ich schon mal Gummistempel mit Wertungen wie „korrupt“, „phantasielos“ oder „Einsatz nicht feststellbar“ in Auftrag gegeben. Als handschriftlichen Vermerk behalten wir uns für den einen oder anderen dieser kleinen Strolche vor: „Belästigt ältere MitbürgerInnen durch zwanghafte Zärtlichkeiten“ oder auch „Geht zum Lachen in den Keller“.

Ein islamischer Ayatollah aus meinem weitläufigen Bekanntenkreis hat eine Million Dollar und eine gemütliche Parkbank im Paradies als Belohnung ausgelobt für alle (“gläubig oder ungläubig“), die gerissene Urkundenfälscher aus der Bremer Ausländerbehörde mit Hinkelsteinen bewerfen: „Westlich verderbte Weiber zum Zwecke der Abschiebung durch manipulierte Fotos mit dem Tschador zu schmücken – das ist ein Betrug am Propheten selbst!“, schimpfte der orthodoxe Moslem. Und nur meinem humanitären Einsatz ist es zu verdanken, dass diese Fatwa gegen die Trappmänner gemildert wurde: Wer das Gesocks auf Weihnachts-märkten mit Glühwein verwöhnt oder ihnen Marzipankartoffeln auf die gespaltene Zunge legt, soll künftig als willfähriges Frettchen der Hure Babylon gelten. Und muss bei jeder Firmenpleite in Bremen zwei Stunden lang „Gerhard, Gerhard“ brüllen, fordert als Strafverschärfung

Ulrich „Ruprecht“ Reineking