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taz hamburg ruft Zeitungen zurück

■ Nach spektakulären Fälschungen muss die Hamburger Tageszeitung bei ihren LeserInnen Abitte leisten

Die Redaktion und alle weiteren Abteilungen der taz hamburg haben sich entschieden, einige Ausgaben, die in den vergangenen Monaten erschienen sind, zurückzurufen. Die beanstandeten Exemplare waren fehlerhaft und wurden nur fälschlich ausgeliefert. Es handelt sich dabei um Zeitungen, in denen inkorrekte Fotos abgedruckt wurden.

Dieser ungewöhnliche Schritt, der erst nach einem langen, internen Diskussionsprozess die Zustimmung aller MitarbeiterInnen fand, ist unseres Erachtens notwendig geworden, damit journalistisches Ethos, Wahrhaftigkeit und publizistische Hygiene nicht auf der Strecke bleiben.

Worum geht es? Vor einigen Monaten wurde uns Giselher P. (19) als Umschüler vom Arbeitsamt vermittelt. Schnell arbeitete er sich in der Fotoredaktion ein und wurde als vollwertiger Arbeitskollege anerkannt. Mit seiner fröhlichen Art machte er sich bei uns im Haus nur Freunde. Doch vor Kurzem erschien P. nicht mehr im Dienst. Niemand ahnte, dass tief in seinem Inneren ein Fälscherherz schlug.

Bei der jährlichen Inventur in der Fotoredaktion fiel unserem Fotografen Henning Scholz auf, dass einige in dieser Gazette abgedruckten Fotografien mittels Elektronischen Datenverarbeitungsendgeräten verfälscht wurden. „Das war zuerst einmal ein Schock“, erinnert sich das taz-Urgestein, das gestern 48 Jahre alt wurde, immer noch erschüttert.

Eine gründliche Nachforschung ergab sich folgender Sachverhalt: Giselher P. bearbeitete die Bilder, bevor sie an die Druckerei übermitelt wurden. Über die Gründe können wir nur spekulieren. Vielleicht entwickelte P. einen ästhetischen Übereifer und wollte besser machen, was an sich schon gut war. Vielleicht war es aber auch nur Verzweiflung über ihm falsch vorgegebene Formate, die ihn veranlasste, so zu handeln.

„Unsere Kontrollmechanismen haben versagt“, bekennt Redaktionsleiter Sven-Michael Veit und stellt ein internes 17-Punkte-Programm auf, damit so etwas nicht wieder passiert. Darüber hinaus rufen wir alle LeserInnen auf:

Sollte sich noch eine der inkriminierten Ausgaben in ihrem Besitz befinden, dann senden sie uns diese bitte zu. Sie erhalten dann ein korrekte Kopie der entsprechenden Seite zugesandt. Wir möchten darüber hinaus feststellen, dass für die LeserInnenschaft von den gefälschten Fotos nie eine Gefahr ausging.

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