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Den Tag in die Nacht gefurzt

■ Perfekt überzeichnet: „Hänsel und Gretel“ im TiK

Ohne künstliche Schwippbögen und in Intervallen Discofieber verbreitende Girlanden um den Fensterrahmen ist für viele Menschen Weihnachten undenkbar. Kitschliebhaber suchen wahre Konkurrenz jedoch am besten nicht auf dem Weihnachtsmarkt, sondern im TiK bei Hänsel und Gretel. Für das diesjährige Weihnachtsmärchen des Thalia Theaters in der Regie von Marina Wandruszka hat Jürgen Höth ein fulminantes, US-inspiriertes Hexenknusperhaus auf die Bühne gezaubert. Vielleicht hat er es aber auch nur aus der Spielhölle um die Ecke geklaut. Von Wolfgang Wiens stammt die modernisierte Fassung des Grimmschen Märchens – alles in Versen gehalten.

An deren Rezitation zeigt sich denn auch die Leistung der Schauspieler am deutlichsten: Assoziationen an gequält heruntergeleierte Gedichte bleiben glücklicherweise aus. Susanne Wolff (Hänsel) und Sylvia Schwarz (Gretel) geben überzeugend das unzertrennliche Geschwisterpaar und eine Lektion in Sachen Girlpower: Immerhin ist es die anfangs noch trutschige Gretel, die der Hexe (Sona Cervena) genussvoll den Garaus macht. Dafür spenden besonders die Kleinen erleichterten Applaus – die unheimliche Alte mit der Gabe, den Tag in die Nacht zu furzen, war ihnen wohl doch nicht ganz geheuer. Aber auch der grenzdebile Vater (Martin Rentzsch) und die keifende Stiefmutter (Anne Schieber) mit der Oberweite einer Dolly Buster sind ausgesprochen überzeichnet. Im Zusammenspiel mit der alles kommentierenden Livemusik eben perfekt auf Menschen ab fünf zugeschnitten. Liv Heidbüchel

noch bis zum 26. Dezember, TiK

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