Kommentar: Teer(fried)hof?
■ Den Stadtwerder nicht totbauen
Die Stadtwerke Bremen AG sind ein Privatunternehmen, wenn auch mit starker öffentlicher Beteiligung. Als solches handeln sie in erster Linie wirtschaftlich und nicht ökologisch motiviert. Deshalb war die Entscheidung für eine gewinnträchtige Bebauung des Stadtwerders absehbar. Möglicherweise liefert der Modellversuch der swb AG Argumente. Die vorzeitige Bekanntgabe der Baupläne entlarvt ihn jedoch als Farce – entweder um die Preise der Wasserlieferanten zu drücken oder um die Umweltschützer zu beruhigen.
Im Dilemma zwischen ihren Aufgabenfeldern Umwelt und Stadtentwicklung hat sich die Senatorin für Letzteres entschieden. Welche Stadtentwicklerin hätte das städtebauliche Filetstück nicht gereizt? Kaum eine andere europäische Großstadt verfügt über citynahe Freiflächen dieser Größe. Der Stadtwerder ist wie geschaffen für eine repräsentative Bebauung, die für die vielen Sünden der vergangenen Jahrzehnte entschädigt. Ein internationaler Wettbewerb würde Spitzenarchitekten anziehen, die sie umsetzen könnten.
Sonst steht zu befürchten, dass der Stadtwerder zum Wurmfortsatz des Teer(fried)hofs wird. Dessen hausbackene Langeweile kann Senatorin Wischer aber nicht gemeint haben, als sie eine „hochattraktive“ Gestaltung forderte. Als Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke könnte sie die Weichen diesmal richtig stellen – oder wofür ist eine öffentliche Beteiligung gut? Jan Kahlcke
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