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Kermit has just left building . . .

■ . . . nur sein Flossenabdruck ist noch zu sehen: Der Frosch war in Berlin, um den „Walk of Fame“ zu eröffnen

Das Licht im Kinosaal geht aus. Ein Scheinwerferkegel schweift suchend durch die Reihen, dazu singen kleine Frösche, Schweine und Hühner aus dem Off: „It's time to play the music, it's time to light the light, it's time to meet the Muppets on the Muppets Show tonight . . .“

Als das Saallicht wieder angeht, lümmelt Kermit neben den drei Menschen auf der Bühne (Repräsentanten des CineStar Kinos, der Jim Henson Company und der Igel Spielzeugfabrik) auf seinem Barhocker. Er begrüßt die anwesenden JournalistInnen freundlich und beantwortet ihre Fragen: Was für ein Gefühl es sei, als erster Star den „Berlin Walk of Fame“ eröffnen zu dürfen. Es sei ihm natürlich eine Ehre, quakt er, aber eigentlich sei er ein „pretty simple frog“, versuche sich von der „Hollywood Crowd“ fernzuhalten und bleibe lieber in seinen Sümpfen. Und dass sein Fußabdruck, der heute hier genommen und später in den „Walk of Fame“ am Potsdamer Platz eingelassen werde, eigentlich ein „Flipperprint“ und kein „Footprint“ sei. Man nennt Froschfüße nämlich „Flipper“, „Flossen“. Das ist den JournalistInnen, die sich noch an Professor Hastigs Infotainment-Vortrag über „Schwimmfüße“ in der Sesamstraße erinnern können, neu.

Über seine Beziehung zu Miss Piggy sagt er: „She's a real pig!“ und „We are NOT married!“, no matter, was sie sage. Ob es einen special frog“ in seinem Leben gebe, fragt ein Reporter. Kermit druckst herum, eigentlich sei er Junggeselle, aber er sage lieber nichts dazu, nur so viel: Er hatte Melanie (Griffith), bevor Antonio (Banderas) sie heiratete. „I have no problem with interspecies dating . . .“

Hinten im Saal schreit ein Kind. Wahrscheinlich ist es sein erster Riesenfrosch, der anzügliche Bemerkungen machen kann. Eltern denken eben immer wieder, die Muppets seien Kindersache. Aber bis auf die Filme sind alle Muppets-Angelegenheiten, ob die ursprüngliche Show oder die neue „Muppets Tonight!“-Comedy, natürlich ein striktes Erwachsenenvergnügen.

Kermit zeigt ein paar Fotos, die er „gestern beim Berlin-Bummel“ gemacht hat, auf allen hält jemand die Kermit-Puppe wie einen grünen Pokal vor ein Stück Mauer, das „Sony Center“ und wieder vor die Mauer. Zum Schluss hält der Frosch eine kleine Rede zum Thema „Wir dürfen mit der Welt nicht umgehen, als ob wir noch eine zweite im Kofferraum hätten“, und ruft im Namen aller Amphibien dazu auf, die Umwelt und die natürlichen Ressourcen zu schützen und zu erhalten.

Die Moderatorin und Dolmetscherin küsst den Frosch für die Fotografen, und er macht zotig den alten Witz mit dem Prinzen, in den er sich gerne mal bei solchen Gelegenheiten verwandle. Nach der Pressekonferenz eiern die JournalistInnen im Foyer herum und zücken Handys, und ein langhaariger Hippie schießt aus der Dunkelheit hinter der Bühne hervor. Der Puppenspieler Steve Withmire animiert Kermit seit neun Jahren, er ist seit 1978 beim Henson-Imperium und spricht den Frosch fast so schön und lakonisch wie der 1990 verstorbene Kermit-Erfinder Jim Henson.

Später, in der U-Bahn, wird die Presse-Geschenketasche ausgepackt: eine kleine Kermit-Puppe und ein Gonzo im schicken Raumfahranzug aus dem neuen Muppets-Film „Muppets from outer space“. Viel zu hübsch, um sie an motorisch unsensible, kleine Kinder zu verschenken. Jenni Zylka

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