piwik no script img

Das PortraitArbeiter

■ Rick Danko

Alles sei nur ein Missverständnis gewesen, erklärte Rick Danko im Juli 1997 dem japanischen Richter Yasuro Tanaka. Er habe bei seiner Frau etwas „Medication“ bestellt, und die habe ihn missverstanden: Sie brachte für den Bassisten ein Päckchen mit Heroin zur Post – und das wurde abgefangen. Dabei hatte der süchtige Rick Danko doch gemeint, sie solle ihm etwas Kodein senden – dafür besaß er ein ärztliches Rezept.

Der Richter zeigte Gnade. Zwar verurteilte er den Musiker zu zweieinhalb Jahren Gefängnis, doch die setzte er zur Bewährung aus. Zudem empfahl er dem Star, der mit „The Band“ 1994 in die „Hall of Fame“ des Rock 'n' Roll aufgenommen wurde, er möge von den Drogen Abstand halten und „bald wieder Musik machen“.

Rick Danko war ein braver Arbeiter des Rock 'n' Roll. Mit vierzehn verließ der 1942 geborene Sohn eines kanadischen Holzfällers die High School, und von 1959 bis 1965 tingelte er in der Band des Rockabilly-Sängers Ronnie Hawkins, bis sie der Bluesgitarrist und Sänger John Hammond entdeckte. Dessen Vater, der Produzent John Hammond sen., hatte gerade Bob Dylan für Columbia unter Vertrag genommen und brachte ihn mit „The Band“ zusammen. Während dieser Tourneen wandte sich Dylan vom akustischen Folk dem moderneren, von Elektrogitarren geprägten Stil zu.

Nach Dylans Motorradunfall zogen sich „The Band“ mit ihrem Arbeitgeber in die Nähe der Künstlerkolonie Woodstock bei New York zurück. In einem Kellerstudio entstanden Dylans „Basement Tapes“ sowie die ersten umsatzträchtigen Alben, „Music From Big Pink“ und „The Band“. Mitte der 70er ging das „Band“-Kollektiv mit Dylan auf eine Tournee, die das Livealbum „Before The Flood“ dokumentiert. Ihr „Thanksgiving Concert“ von 1976 wurde in einem 3-LP-Set und Martin Scorceses Film „The Last Waltz“ festgehalten. Der Rest der Geschichte sind Trennungen und Wiedervereinigungen. Rick Danko konnte zwar von den Tantiemen gut leben und arbeitete dennoch weiter, den Erlös seines aktuellen Soloalbums „Live on Breeze Hill“ spendete er Greenpeace. „Ich fühle mich vor allem auf der Bühne sicher“, sagte er Mitte der Neunzigerjahre in einem Interview.

Am 10. Dezember starb Rick Danko zu Hause in Mabletown, New York, gerade von einer Tournee zurückgekehrt. Die Todesursache sei noch nicht bekannt, sagte der für die Totenschein-Ausstellung zuständige Arzt und ordnete eine Autopsie an.

Werner Stiefele

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen