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Papier so umweltschädlich wie Stahl

■ Papierkonsum hat sich weltweit versechsfacht seit 1950. Die Hälfte geht in Verpackungen

Berlin/Washington (taz/epd) Die Umweltexperten des US-amerikanischen Worldwatch-Institutes warnen in einer neuen Studie vor den Folgen des wachsenden Papierverbrauchs. 1997 sei weltweit mit knapp 300 Millionen Tonnen sechsmal so viel Papier verbraucht worden wie noch 1950, heißt es in der am Wochenende vorgelegten Studie. Die Papierfresser seien die großen Industrienationen, besonders die USA mit 90 Millionen Tonnen im Jahr.

Knapp ein Fünftel der weltweit abgeschlagenen Bäume würden zur Papierherstellung verwendet, giftige Bleichmittel und ein hoher Energie- und Wasserverbrauch belasteten die Umwelt, so die Studie. Für die Produktion von einer Tonne Papier brauche man genau soviel Energie wie für die Herstellung von einer Tonne Stahl – die Papierindustrie ist der fünftgrößte Energieverbraucher der Welt. Papierfabriken in Entwicklungsländern pumpten zudem ihre dioxin- und chloroformhaltigen Abwässer direkt in Flüsse und Seen.

Die Hälfte der weltweit hergestellten Papierprodukte würden für Verpackungsmaterial verwendet, heißt es in der Untersuchung weiter. Rund ein Drittel entfielen auf Bücher, Zeitschriften und Briefe. Zwölf Prozent würden zu Zeitungspapier verarbeitet, der Rest zu Windeln und Toilettenpapier, Taschentüchern. Durch die Händes eines Washingtoner Büroangestellten gingen im Schnitt 12.000 Seiten Papier pro Jahr.

Wie nicht anders zu erwarten verbrauchen die Industriestaaten weit mehr als die Entwicklungsländer: Ein US-Bürger verbraucht 335 Kilo Papier pro Jahr, ein Japaner 249 Kilo und ein Deutscher 192 Kilo. Ein Chinese verbraucht dagegen nur 27 Kilo und ein Inder bloß vier. Doch die Schwellenländer holen rasch auf: China etwa verfünffachte seinen Konsum seit 1980. Die UN-Umweltabteilung Unep geht davon aus, dass jede Person pro Jahr 30 bis 40 Kilo Papier benötigt, um wichtigsten intellektuellen Bedürfnisse zu befriedigen (das entspricht übrigens dem Gewicht eines taz-Abos).

Nach Ansicht der Forscher vom Worldwatch-Institute wäre es möglich, den Papierverbrauch zu halbieren. Nur 43 Prozent des Papiers würden recycelt – dabei sei Deutschland mit 72 Prozent „Weltmeister“. Gerade die Industrienationen könnten ihren Verbrauch ohne Einbußen drosseln. So habe die Bank of Amerika ihren Papierumsatz in zwei Jahren um ein Viertel verringert. Alternativen seien dünneres Papier und beidseitiges Kopieren. Viele Informationen sollten nur elektronisch verschickt werden. urb

Kommentar Seite 10 Studie im Internet unter: www.worldwatch.org

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